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gestalt, denn die ausgestandenen Ereignisse früherer
Tage, die Angst des Augenblicks, ob seines gewagten
Spiels hatten das Antlitz des Pfarrers aschengleich
gefärbt, dazu die schneeweiße Todtenhülle, der Anblick
konnte selbst die Mannheit eines Kriegers erschüttern.
War ihnen aber auch die Rede des Pfarrers nicht
ganz klar geworden, so gab doch das Donnerwort
Pestilenzia mehr als genügenden Aufschluß; scheu
prallten sie zurück und die Angst vor der entsetzlichen
Krankheit drängte die Habgier in den Hintergrund.
Nur ein frecher Bursche meinte, er wolle nicht
ganz leer abziehen aus dem verfluchten Neste, und
stürmte in's Haus; folgten die Andern seinem Beispiel,
so war der Magister und seine Schützlinge verloren
und in wahrer Todesangst, von Schauern geschüttelt,
heulte er fortwährend die Worte hinab: „Pestilenzia!
Pestilenzia!“
Der junge Kroat war indessen in's Haus ge—
drungen und hatte sich durch die umliegenden Geräth—
schaften Bahn gebrochen in die Kammer zu ebener
Erde, in der wenigstens das dastehende reinlich gedeckte
Bett ihm ein paar gute Beutestücke zu versprechen
schienen. Rasch riß er das Leintuch hinweg, da starrte
ihn das Leichenantlitz der alten Sabine an, auf dem
sich durch die in der Hitze des Sommers schnell ein—
tretende Verwesung schon blaue Flecken zeigten. Mit
einem Fluch, den der Schreck nicht ganz über seine
Lippen ließ, prallte der Reiter zurück und kreideweiß,
mit emporgesträubtem Haar, taumelte der Reiter aus
der Thüre. „Wahr spricht der verfluchte Pfaffe, die
Pest wüthet im Hause, drinnen liegen die Leichen,
rette sich, wer kann!“ und er, der Muthigste der Schaar,