Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

248 
Pfarrherr in die Kammer zu ebener Erde, da lag die 
gute Alte, nicht mehr im Stande, das Bett zu ver— 
lassen, und bat in leisen, abgebrochenen Sätzen, der 
Herr Pfarrer möge ihr die heilige Speise reichen, denn 
sie fühle, ihr Ende sei gekommen. Und der Pfarrherr 
that, was seines ehrwürdigen Amtes und drückte der 
treuen, durch die vieljährigen Dienste bewährten Magd, 
als die Lampe des Lebens durch Mangel an Oel er— 
loschen war, die Augen zu; dann ging er betrübt in 
sein Schlafkämmerlein und betete, ehe er sich zur 
Ruhe legte: „Herr, Dein Wille geschehe.“ 
Als er am andern Morgen erwachte und auf die 
Sonnenuhr des Kirchleins sah, fehlte nur noch kurze 
Frist, bis, seiner Berechnung nach, das Glöcklein des 
bescheidenen Gotteshauses zum Dienste des Herrn 
rufen würde; er warf sich daher in seine Amtskleidung 
und als wieder eine geraume Zeit vergangen war, 
eilte er, den lässigen Küster, der sich noch immer nicht 
sehen ließ, zu mahnen. Als er das Thor seines 
Hauses überschritt, erblickte er einen Streifen Perga— 
mentes auf der Schwelle. Ihm ahnete nichts Gutes, 
er entfaltete und las: „Wenn Ihr diese Zeilen er— 
blickt, Hochwürdiger Herr, so habe ich mich meines 
Dienstes begeben, den Schlüssel zur Sakristei findet 
Ihr in meiner Wohnung; sie ist offen, denn in ihr 
findet sich so wenig etwas zu stehlen, wie im Kirchlein 
selber. Die heiligen Bücher stiehlt weder der Kroat 
noch der Schwede, sei es denn, um Patronen daraus 
zu machen. Daß wir die Predigt nicht abgewartet 
haben, mögt Ihr mir und den Andern verzeihen, wir 
haben aber die Nacht benutzt, um den kurzen Weg 
auf der, seit einigen Tagen leidlich sicheren Straße
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.