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Knecht zogen hinaus, umbanden den Todten mit
Stricken, wie es der Rath, der noch in nächtlicher
Stunde versammelt worden war, geheißen hatte und
schleiften ihn nach Mitternacht, als der Mond ge—
schwunden und es dunkel geworden war, dem Hoch—
gerichte zu, unter demselben ihn verscharrend.
Von Allen aber, die mit dem Gotteslästerer und
Frevler geritten waren und Zeuge seines Thuns ge—
wesen, hatte man Keinen mehr lachen gesehen und ist
einer um den andern auf den Schlachtfeldern in
wenigen Jahren darauf — und wenige Jahre darauf
gab es genug der Schlachtfelder im deutschen Lande —
und nicht des leichtesten Todes, gefallen.
Also die Sage.
Die Tafel über dem Haupte des Heilands auf
dem Calvarienberg am Friedhof St. Johannis zu
Nürnberg zeigt noch heute, wie schon erwähnt, eine
Oeffnung von der Größe einer Büchsenkugel und rund
wie sie. Wer sie gebrochen — war es eine Kugel
oder sonst was — und welches Ereigniß, verbrieft
und beurkundet — hier wirksam gewesen — keine
Chronik, keine Geschichte Nürnberg's, deren doch so
viele vorhanden, gibt hierüber Auskunft auch nur an—
nähernd. Aber die Sage, wie wir sie mitgetheilt,
lebt noch im Munde des Volkes, wenn auch schon
nahe dem Erlöschen. Würdig ihrer zu gedenken,
fand sie auch ein Geistlicher aus der Familie der
Michahelles zu St. Johannis, in seiner Beschreibung
des Friedhofes und dessen Merkwürdigkeiten, wenn
auch in wenigeren Worten als hier zu lesen, und des
Rahmens entbehrend, welchem wir sie eingefügt.