Metadaten: Vinculum Gratiae, Das ist: Heiliges und Starckes Bandt Deß Innerlichen und Eusserlichen Gottesdienstes der Glaubigen im Newen Testament

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„Wären Sie schon längere Zeit in Nürnberg, so würde 
Ihnen meine Verlobung mit Fräulein Eleonore kaum noch ein 
Geheimnis sein; sie ist zwar noch nicht öffentlich, aber jeder 
unster Verwandien und Freunde sieht in uns ein versprochenes 
Paar, und in nicht gar zu langer Zeit hoffe ich, meine Braut 
heimzuführen. Fräulein Eva allerdings schenkte erst vor wenigen 
Tagen meinem Freunde Franz ihr Herz, und diese Verlobung ist 
nach dem Willen des Freiherrn Jörger noch ein streng gehütetes 
GBeheimnis.“ 
Crailsheim war inzwischen ebenfalls näher getreten und 
streckte dem Verblüfften freundschaftlich die Hand entgegen. „Aber 
einen so liebenswürdigen Kavalier,“ fiel er Bartholomäus in die 
Rede, „zum Mitwisser meines Glückes zu haben, kann mich nur 
freuen. Seiner Verschwiegenheit bin ich ja sicher.“ 
Tapfer schluckte Konrad an der nach Möglichkeit verzuckerten, 
hitteren Pille, und als die jungen Mädchen an ihn herantraten 
und Eva, zwar hold verschämt, aber schelmisch lächelnd ihm die 
Hand bot, Eleonore Felicitas ihn freundlich mit ihren schönen 
Augen ansah, war er schon halb getröstet. Als aber alle vier, 
vie um ihm über die fatale Lage hinwegzuhelfen, ihr Glück er⸗ 
zählten und wie sie sich schon so lange geliebt hätten, da fand 
er es gar nicht so übel, Mitwisser eines süßen Geheimnisses 
junger Damen zu sein. 
Er beschloß, durch ihr Vertrauen geehrt, gleichsam als 
Schutzengel der Liebenden aufzutreten und kam sich ungeheuer 
ddel vdor? Bald fühlte er sich in der selbstangedichteten Rolle so 
wichtig und zufrieden, daß kein Mensch bei feinem heitren Ge— 
plauder vermutet hätte, welch tiefer Seelenschmerz noch vor 
kurzem das Herz des siebzehnjährigen Junkers zu knicken 
gedroht hatte. 
Wohl eine Stunde mochte in heiterem Gespräch verflossen 
sein, als der Freiherr Karl mit seinem Vetter Septimus durch 
den Garten kam und der Laube zuschritt. 
Crailsheim stand auf, um jene von dem Zufall zu unter⸗ 
richten, der den schwedischen Kavalier zum Mitwisser seiner Ver— 
lobung gemacht hatte. Bald saßen denn auch die beiden älteren 
derren mit der Jugend zusammen und ließen es an Scherzen 
ind Neckereien nicht fehlen. 
Geschickt brachte sodann Septimus Jörger das Gespräch erst 
auf den Pfalzgrafen und dann auf seinen Hofmarschall. Da er
	        
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