Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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drückte. Und als er nun auch den übrigen Gästen 
Valet gesagt hatte, setzte er seine einsame Wanderung 
durch die Stadt, die ihn zufällig hieher führte, fort. 
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Eine tiefe Stille folgte dieser außerordentlichen 
Scene; Niemand wußte, wie er sich die Erscheinung 
des Königs erklären sollte, das Seltsame seines plötz— 
lichen Eintretens hatte für Manchen etwas Geister— 
haftes. Der Herr des Hauses war der Erste, der sich 
von seinem Staunen erholte. „Ja, großer Gustav!“ 
rief er begeistert aus, „Du wirst fortleben in dem 
Herzen Deiner braven Soldaten, so lange der Mond 
seine Bahn um die Erde zieht, — Du wirst in uns 
fortleben bis zum Tode. Und damit wir sein Andenken 
bleibend erhalten bei Kind und Kindeskindern, so sei 
der Pokal, den Deutschlands größter Held mit seinen 
Lippen berührte, die kostbarste Reliquie meines Hauses 
für alle Zeiten!“ 
Ein brausender Beifall begleitete die Worte des 
Brautvaters, und Toast auf Toast, meist dem Schweden 
könig gebracht, füllten den übrigen Abend aus. 
Einige Tage darauf, am 8. September 1632 ver— 
ließ Gustav Adolf sein Lager bei Nürnberg eine hin— 
längliche Besatzung in dessen Mauern zurücklassend. 
Stolz zog er an den kaiserlichen Verschanzungen vorüber 
nach dem Aischgrunde, bereit, jeden Augenblick zurück— 
zukehren, falls Wallenstein etwas gegen Nürnberg 
unternehmen sollte. Aber dieser, eben so entkräftet, 
als sein königlicher Gegner, brach auch seinerseits das 
Lager ab, übergab es den Flammen und nahm seinen 
Zug nach Sachsen, alles mit Feuer und Schwert auf 
seinem Wege verheerend. Gustav folgte ihm, und bei
	        
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