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zum Schwanke „Heinz Widerporst“ über, dem einer der Gäste
seine ganze Sprechkunst angedeihen lässt. Darauf fahren die
Spieler fort und bringen das Fastnachtspiel „Der fahrende
Schüler ins. Paradies“ zur Darstellung. Darnach folgen der
Schwank „Das bitter süß ehelich Leben“ und das Fastnacht-
spiel „Der Teufel mit dem alten Weib“. — Der Hausherr giebt
nun seinen Gästen, zu denen inzwischen neue gekommen sind,
den Schwank „Der Teufel lässt keinen Landsknecht in die
Hölle fahren“ zum besten; ein Gast, daran anknüpfend, den
weiteren „Sankt Peter mit den Landsknechten“, und die Spieler
schließen die Aufführung mit dem Fastnachtspiel „Der Rossdieb
von Fünsing“. Darnach bringt der Ehrenhold einen Trink-
spruch auf den gastlichen Hausherrn aus, dieser aber ergreift
das Wort und schließt mit kräftigen und erhebenden Worten,
die ihn der Dichter an Hans Sachs richten lässt.') — Hans
Sachs tritt in diesem Stück gar nicht auf, doch ist das ganze
Festspiel von seinem Geiste erfüllt. — Auch in dem „Hans
Sachs-Abend“ von Fr. Lemmermayer und R. Kralik liegt
der Schwerpunkt in originalen Fastnachtspielen Hans Sachs’;
es sind „Frau Wahrheit will niemand beherbergen“, „Der Tod
im Stock“, „Der fahrende Schüler ins Paradies“ und „Der Teufel
mit dem alten Weibe“. Ihnen vorauf geht „Hans Sachsens
poetische Sendung“, dramatisiert nach dem gleichnamigen Ge-
dichte von Goethe und nach dessen Prolog zum „Hans Sachs“
von Deinhardstein. Der Ehrenhold macht den Anfang, dann
sehen wir Hans Sachs in seiner Werkstatt, wie er den Besuch
der Ehrbarkeit, der Fabula, des Narren und der Muse erhält —
gyanz wie es Goethe in seinem Gedichte schildert. — Das Fest-
spiel „Hans Sachs“ von Dr. Heinrich Drees (1899) zerfällt in
vier Bilder: 1. Johannistag in Nürnberg (1519); 2. Sebaldustag
in Nürnberg; 3. Die Wittenbergisch Nachtigall; und 4. Lebens-
abend (1576). Der Autor hat, wie er selbst angiebt, oft auf
die „Meistersinger“ zurückgegriffen und verschiedenes daraus
benutzt, z. B. die Weisenaufzählung Davids; auch lässt er die
Muse Goethe und Wagner als Erneuerer Hans Sachs’ verkünden.
Im ersten Bild kehrt Hans Sachs mit dem Davidskleinod
yeschmückt als Sieger aus der Singeschule nach Hause zurück.
) Allgemeine Zeitung, München, 7. November 1894.