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göttlichen Werken und Tugenden gehalten, und in
Frommigkeit und Ehrbarkeit auferzogen haben.
Als nun der heilig Jüngling Sanct Sebald seine
kindlichen Tag in dem königlichen Palast bei seinen
Aeltern göttlich und wohl zubracht, und das fünfzehnt
Jahr seines Alters erlangt, hat ihn der König, sein
Valer, auf die hohe Schule gen Paris, in Frankreich,
gesendet, der Lernung anzuhangen. Daselbst ist der
heilig Jüngling in Künsten und Tugenden so reichlich
und hoch gewachsen, daß es allen daselbst Wohnenden
zu sehen und zu hören wunderbarlich gewest ist, hat
auch nicht allein die, so viel älter und bei der Lernung
lange Zeit vor ihm da gewest seyn, mit Künsten und
Schicklichkeit überstiegen, sondern darin also zuge—
nommen, daß er in Kurz bei Männiglich für einen
vollkommnen Meister geacht, und gegen alle Menschen
angenommen worden ist.
Nach Verscheinung etlicher Zeit ist der heilig
Sanct Sebald von der hohen Schul zu Paris wiederum
zu seinen frommen Aeltern (die nach ihm, als einem
einigen Sohn und aufenthaltlichen Stab ihres Alters,
aus Neigung natürlicher Liebe, nit kleines Verlangen
haben gehabt) anheims gereist, darob der fromm König
und sein Gemahel übergroße Frohlockung und Freuden
in ihrem Gemüthe empfangen, dieweil sie ihren Sohn
gesehen haben, in seinem Wandel tapfer, vernünftigen
Gesprächs, geschickter, fürsichtiger Werk, und in seinem
Wesen tugendlich und annehmlich. Und nachdem die
beiden Aeltern nunmehr zu einem tapfern Alter gelangt,
auch dem allmächtigen Gott, auf gnädige Bescherung
und Mittheilung eines leiblichen Erben, ewige Reinig—
keit ihres Leibs zu halten verheißen hatten, damit