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Bestattungsweisen erscheint der Gedanke, dafs zweierlei Arten von Be-
stattungen zu gleicher Zeit in Gebrauch waren, sympathischer. v. Saken
weist in seinem klassischen Werke »Das Grabfeld von Hallstatt« mit Recht
darauf hin, dafs aus der gleichmäfsigen Anlage und den völlig gleichen
Beigaben hervorgeht, dafs beide Arten von Bestattung in der Hallstattzeit
gleichzeitig in Übung waren, nicht aber zu einer bestimmten Zeit eine
feste Sitte geherrscht hatte, die von einer anderen verdrängt worden wäre.
Eine spätere Benützung unseres Grabfeldes aufserhalb der jüngeren
Hallstattzeit erscheint ausgeschlossen. Das beweisen schon allein die in
Beckerslohe allen Grabhügeln congruente Art der Benützung. Das be-
weisen aber auch die Beigaben. Sollte nicht die Möglichkeit bestehen, dafs
der Stamm, welcher in der Gegend des Grabfeldes seine Wohnstätte auf-
schlug, für einen einzelnen durch das Geschlecht und durch besondere
Rechte bevorzugten Menschen, auch in der Bestattungsart eigenartig verfuhr.
Alle Inventargegenstände gehören der jüngeren Hallstattzeit an. Sie
sind mit kleinen Zeitintervallen dem Jahre 450—350 v. Chr. zuzurechnen.
Alle in den fünfzehn Hügeln bestattete oder verbrannte Leichen besitzen
nur der jüngeren Hallstatt zugehörige Beigaben aus Metall oder Thon. Es
wäre somit ein Akt der Willkür, eine zeitlich weit auseinander liegende
Trennung der beobachteten Bestattungsweisen zu fordern. Erinnern auch
einzelne Gegenstände an die kommende La Tene Kultur wie die Fibel im
Hügel IX Fig. 2, wie die Armreife Fig. 3 und 4 im Hügelgrab X, so ist
gerade die Lage der Armbrustfibel und die Schwanenhalsnadel in den
unteren Hügelschichten am Herd des Leichenbrandes ein gültiger Beweis
für die ausgesprochene Annahme. Die in den Hügeln vorkommenden Spät-
formen der Fibeln der jüngeren Hallstattzeit in ein Vergleichsverhältnis mit
den etwas älteren Formen zu setzen ist von Bedeutung für die chronologische
Stellung der Nekropole in der Beckerslohe. Die chronologische Ordnung der
Fibeln beweist eben, dafs dieser Begräbnisplatz eine ziemlich lange Zeit von
den Hallstattleuten für ihren Totenkultus verwendet wurde, eine Zeitperiode,
die jedoch die jüngere Hallstattperiode nicht überragt und an das Ende
dieser Kulturperiode zu verlegen ist. Für diesen Zeitabschnitt mag die
Beckerslohe Nekropole als kontinuierliche Begräbnisstätte gedient haben,
aber nicht länger.
An Beigaben finden wir von Waffen: ein Schwert mit Ortband, an
Schmuckgegenständen: Gürtel und Gürtelhaken, Armreife, Fingerringe,
Halsringe, Ohrringe, Fibeln, Spiralen, Bernsteinperlen, Knöpfe und Besatz-
stücke, von Werkzeugen und Geräten: Messer, Zangen, Punzen, Urnen,
Vasen, Schalen, Schüsseln, Teller, von Kinderspielzeug: Klappern.
Das Schwert des Hügels II ist der einzige Repräsentant und als Prototyp
der Schwerter der Beckerslohe Hallstattzeit anzusehen. Der fehlende Knauf
aus vergänglichem Material, wohl aus Holz hergestellt, war mit zwei eisernen
Nieten an die Griffzunge befestigt. Die zweischneidıge, am Ende mit zwei
schrägen Kanten abseschnittene Klinge mit einer leichten Anschwellung