;18
Magengeschwür einen breiteren Boden bei den Collegen und auch in
Krankenhäusern gewonnen hat, so ersehe ich doch, wie aus neuerlichen Mit-
*heilungen Fleiners hervorgeht, dass diese einfache, sichere und rasch zum
Ziele führende Behandlungsweise diejenige Anerkennung noch nicht so ge-
Funden hat, wie sie es verdient. — Fleiners Methode besteht bekanntlich darin,
dass grosse Wismuth-Dosen (10,0 pro dosi) in Zeiträumen von einigen Tagen
entweder mit der Magensonde eingeführt oder in !/4 Liter Wasser suspendirt,
getrunken werden, 300,0—--400,0 Wismuth würden auf diese Weise zur Be-
handlung des Magengeschwürs benöthigt! Wenn nun auch diese Behandlungs-
weise in einer Klinik durchgeführt werden kann, und die Erfolge günstig sein
sollen, so ist ein solches Verfahren nicht ohne Bedenken, von einer ver-
hältnissmässig recht langen Dauer, und in der Privatpraxis gewiss nicht leicht
durchführbar. Dieser Methode gegenüber ist dagegen die Chloroform-Wismuth-
Behandlung die denkbar einfachste, völlig ungefährlich und fast absolut sicher.
Die Formel, deren ich mich seit Jahren bediene, lautet: Rp. Bismuth subnitr.
3,9, Aqu. 150,0, Chloroform. ı,o0, MDS. 1--2 stdl. ı Löffel, Es sollen von
dieser Mixtur in den ersten Tagen tägl. ı Glas, nach 5—6 Tagen alle 2
Tage 1 Glas genommen werden, so dass in 4 Wochen ohngefähr 12—15
Gläser verbraucht werden. Schon nach wenigen Tagen lassen die cardialgi-
schen Schmerzen nach, das Erbrechen hört auf und nach 10-—14 Tagen ohn-
gefähr macht sich ein lebhaftes Hungergefühl geltend, so zwar, dass die
Patienten, die sich ganz wohl fühlen, mit allem Ernste vor dem Genuss fester Nahr-
ung zurückgehalten werden müssen. Die Diät besteht während der ersten 3 Wochen
nur in flüssiger Nahrung: Milch, ı Liter täglich, Mittags und Abends Fleischbrüh-
suppe mit Schleim, dazu gebähtes Brod, Zwieback. Erst in der 3. Woche
kommt zu der flüssigen Nahrung ı-—2 mal täglich ı weiches Ei. Mit Ab-
schluss der 4. Woche werden leichte Fleischspeisen gestattet, die ausnahmslos
zut vertragen werden. Damit ist die Cur beendet, und es erübrigt nur noch,
den Patienten an das Herz zu legen, für einige Zeit schwerverdauliche
Nahrung zu meiden. Wenn nun auch, wie vorhin schon erwähnt, diese eben
geschilderte Behandlungsweise bereits vielfach angewendet wird, so muss ich
doch zu meinem Bedauern feststellen, dass dieselbe in den Universitätskliniken
nicht nachgeprüft wurde, -— sonst müssten ja Mittheilungen in der Lite-
ratur erschienen sein, — ja ich muss erwähnen, dass von einer autoritativen
Seite vor diesem meinem Verfahren gewarnt wurde!
Aus diesem Grunde möchte ich mir erlauben, aus den zahlreichen
Fällen, die ich zu behandeln Gelegenheit hatte, nur wenige prägnante heraus-
zugreifen, um darzuthun, dass in schwersten, ja verzweifelten Fällen mit der
Chloroform-Wismuth-Behandlung ganz ausgezeichnete und ich darf wohl sagen
»überraschende« Resultate erzielt werden! Unter diesen befindet sich ein
Fall, der zur Autopsie gekommen ist und besonderes Interesse beansprucht.
Diese Fälle sind folgende:
1. Frau Anna Dr., 56 Jahre alt, Arbeitersfrau, erkrankte im Jahre 1895,
nachdem sie lange Zeit Magenschmerzen nach dem Essen mit häufigem Erbrechen