Volltext: Bibel, Bd. 6: Rt-Iob 18,11 -– Nürnberg, STN, Solg. Ms. 6. 2°

186 
Die Kirche litt unter einem Schisma, dem zu steuern Pflicht des 
römischen Königs als obersten Schirmherrn der Kirche war. Als 
französische Gesandte nach Prag kamen, um ihm darüber Vorstellungen 
zu machen, ließ er ihnen sagen: wenn sie predigen wollten, sollten 
fie in die Kirche gehen. — Einer der vielen Vorwürfe, die dem König 
gemacht wurden, war der, daß aus seiner Kanzlei gegen Geld massen— 
haft Blanketts (Membranen) d. h. Urkunden verbreitet wurden, die, 
aur mit seiner Unterschrift und Siegel versehen, erst vom Empfänger 
beliebig auszufüllen waren. Ein noch schwererer Vorwurf traf ihn 
als „Entgliederer“ des Reichs, da er nach seinem Eid doch dessen 
Mehrer sein sollte. Die Visconti von Mailand hatten nach und nach 
mit allen möglichen Mitteln sich zu Herren von fast ganz Ober- und 
Mittelitalien gemacht. Die unter ihre Herrschaft genommenen Gebiete 
varen ehemals reichsunmittelbar, ihre Unterwerfung war also eine 
Usurpation auf Kosten des Reichs. Für ein Geschenk von 200000 
Boldgulden erhob nun Wenzel den Galeazzo Visconti zum erblichen 
Herzog von Mailand und Fürsten des Reichs (1895). Wenn nun 
auch die betreffenden Gebiete schon lange als thatsächlich verloren 
zalten, so durfte doch der Träger der deutschen Krone die gesetzliche 
Anerkennung eines ungesetzlichen Unternehmens nicht für schnödes 
Geld verkaufen, so wenig er eine so wichtige Veränderung im Besitz— 
stand des Reichs nach der goldenen Bulle ohne förmliche Einwilligung 
der Kurfürsten vornehmen durfte. 
Die Hände waren schon lange am Werk, welche diesen schmählichen 
Handel als eine der Handhaben zum Sturze Wenzels zu benützen 
bereit waren. Für Wenzel war nicht verborgen geblieben, welche Ge— 
sinnungen die Kurfürsten gegen ihn hegten und daß die deutsche Krone 
für ihn auf dem Spiele stehe. So raffte er sich denn endlich auf und 
kam nach acht Jahren zum ersten Male wieder ins Reich. Mitte 
September 1397 hielt er seinen Einzug in Nürnber g. Merkwürdig 
war es, zu sehen, welche Kraft und Entschiedenheit er plötzlich entfaltete. 
Er verkuͤndete den Landfrieden (allerdings bloß für die Oberpfalz und 
einen Teil von Franken und nur bis ins Jahr 1399); er stürmte 
Raubschlösser, ließ ihre Mauern niederreißen und die Besatzung über 
die Klinge springen. In jener anarchischen Zeit trieben auch in der 
Umgegend Nürnbergs die Placker ihr Unwesen frecher als je. Wenzel 
nahm selbst teil an dem Zug gegen das berüchtigte, zwischen Hohen— 
stein und Betzenstein gelegene Raubschloß Spieß, welches belagert 
und zerstört wurde. Auch die Egloffsteinische Burg Löwenstein und 
das von Wiesenthauische Leupoldstein wurden damals genommen und 
abgebrochen. Bei seinem Abschied aus Nürnberg hinterließ Wenzel 
dem Nürnberger Rat die Vollmacht, den Wiederaufbau der zerstörten 
ibs 
V 
synf 
jyr 
R 
J 
d
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.