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selbst und eventuell auf die Anlage von Schienen—
strängen in die Produktionsgebiete hinzugehen.
Gelingt es, Lagerhäuser als Eigentum ländlicher Ver—
einigungen zu errichten, so würde auch dadurch einigermaßen
der preisdrückende Zwischenhandel umgangen werden können, daß
der Landwirt nicht mehr aus Raummangel und Geldnot ge—
gezwungen wäre, seine Ware unter jeder Bedingung preiszugeben;
es könnte eventuell das Angebot zurückgehalten und regu—
liert werden, sodaß sich nicht die größten Vorräte zur Zeit des
Hauptbedarfs bereits in den Händen des Handels befänden.“)
Es ist das Verdienst des Herrn Frhrn. v. Pfetten-Arnbach,
schon seit einigen Jahren der Lagerhausfrage seine besondere Auf—
merksamkeit gewidmet und dieselbe in Wort und Schrift vertreten
zu haben. In der vorjährigen Dezembersitzung des General—
komitees unseres landw. Vereins führte Frhr. v. Pfetten aus, es
möchte die Bildung solcher Verkaufsgenossenschaften befördert
werden, welche bereit seien, sich selbst — doch thunlichst mit
staatlicher Unterstützung — an geeigneter Stelle, womöglich an
Bahnhöfen, Lagerhäuser zu errichten, hier das Getreide gut zu
reinigen, möglichst gleiche Qualitäten herzustellen, nötigenfalls be—
lehnen zu lassen, um bei geeigneter Konjunktur an die größeren
Konsumenten, Proviantämter, städtische Konsumvereine ꝛc. zu
versenden. Die Belehnung kann, wie bereits erwähnt, seitens der
Reichsbank, aber auch auf Antrag des Genossenschaftskomitees
laut neuester Entschließung des Kgl. Staatsministeriums der
Finanzen durch die Kgl. Bank (unter den von dieser vorgeschlagenen
Modalitäten) erfolgen und zwar zunächst auf 8 Monate.
Nun liegt aber der Einwand nahe: Wenn der Staat auch
jeweils einen Zuschuß zum Lagerhausbau gibt, so bleiben die
Hauptkosten doch den betr. Landwirten zu bestreiten; und wer
möchte diesen beim jetzigen notorischen Geldmangel eine solche
Kapitalsausgabe zumuten. Diese Schwierigkeit besteht entschieden,
und doch könnten sich Hilfsquellen finden! Nicht selten hören.
*) In Nordamerika, wo das Lagerhauswesen zunächst im Interesse
des exportierenden Handels sehr ausgebildet ist, finden wir nach Mank
doch auch schon „Elevatoren“ im Besitze landw. Verbände. Ist dies
im exportierenden Lande mit seinen gleichmäßigen Getreidesorten auch
leichter, so dürfte es bei uns doch immerhin auch möglich sein.