Metadaten: Evangeliar – Nürnberg, STN, Cent. IV, 4

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von ihm und feiner Gefellfchaft bald im Frauenbruderklofter, bald 
im Heilsbronnerhof, bald in Verbindung mit anderen Direktoren, 
wie Veit Feffelmann und Jörg Frölich, bald allein aufgeführt. Zu- 
gleich entfaltet er eben in diefer Zeit eine ziemlich ausgedehnte 
(chriftftelleriiche Thätigkeit. 
Aber dem Rat mochte wohl das Treiben des ehemaligen 
deutfchen Schreibers auf die Dauer nicht fonderlich gefallen. Die 
Erlaubnis zum Agieren von Theaterftücken wird meift zögernd und 
unter allerlei Bedenken erteilt, und auf fonftige Unterftützung durfte 
Öfterreicher erft gar nicht rechnen. Wenn er freilich darum nach- 
fucht, alle Feiertage eine Singfchule halten zu dürfen, fo war das 
wohl etwas unverfchämt, und man kann dem Rat in feinem ab- 
lehnenden Verhalten nur beipflichten. Wenn er dagegen dem Rat 
1566 fein „gefchrieben Reimenbuch“ — ohne Zweifel das die gleiche 
Jahreszahl tragende, oben befprochene allegorifche Epos „Metablas- 
mus‘“ — wohl als Gefchenk in der Hoffnung auf eine Verehrung, 
auf eine Gegengabe in klingender Münze, überreicht, und dasfelbe 
zurückerhält mit dem Befcheid, „die Herren bedürften desfelben 
nicht“ und mit dem Verbot, fein Opus drucken zu laffen, fo ift das 
(chon bitterer und weniger gerechtfertigt, 
Die naheliegende Übertretung eines ähnlichen Verbotes ift es 
dann auch gewefen, welche ihm {chließlich überhaupt in Nürnberg 
den Boden entzogen, feinem Wirken dafelbft ein Ziel gefetzt zu haben 
(cheint. Bereits 1567 hatte er — man erkennt nicht recht, was die 
Veranlaffung dazu war — eine kleine Strafe zu verbüßen gehabt, 
die die regierenden Herren im Rat wohl nicht günftiger gegen 
'hn geftimmt haben wird. Da bot kurz vor Weihnachten ı 569 ein ge- 
wißer Chriftoph Maier von Aurbach, ein ehemaliger N ürnberger Schüler, 
auf dem Markte eine ganze Menge in Augsburg gedruckter deutfcher 
Lieder feil und fang den Leuten die Melodien vor, die auch nicht 
geringen Anklang fanden. Freilich nicht beim Rat; diefer nahm 
gerade an den „liderlichen Melodien“ Anftoß und ließ die gedruckten 
Lieder vor fich bringen, in deren Text allerdings nichts „Gefähr- 
liches oder Verweisliches“ gefunden werden konnte. Aber da ergab 
nun ein Akroftichon in einem diefer Lieder mit annähernder Gewiß- 
heit, daß Ambrofius Öfterreicher fein Verfaffer fei, ohne daß der 
Rat um den Druck diefes Liedes gewußt hätte. Lag darin {fchon 
an fich ein Verftoß, fo wurde Öfterreicher’s Sache noch verfchlimmert 
durch das Gebahren jenes Chriftoph Maier, der wohl gefchäftlich 
mit ihm unter einer Decke fpielte. Derfelbe fuhr nämlich fort, 
nachdem ihm feine alten Lieder auf Befehl des Rates abgenommen, 
neue „von der Schlacht und dem Kriegswefen in Frankreich“ feil-
	        
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