sachen ungefähr richtig — mit dem Akzent aut dem unge-
fähr. Nur warne ich dringend vor seinen Schlußfolge-
rungen; denn die sind unhaltbar. Weiter ist von Bedeutung
das Buch der Schriftstellerin Klara Hofer: „Das Schicksal
einer Seele. Die Geschichte vom Kaspar Hauser‘. Es
liest sich spannend, ist aber leider, wenigstens für den
Forscher, durch allerlei Einsprengsel von — sagen wir
Sentimentalität — verdorben, und durch Frau Hofers
Art, sich in Phantasien zu verlieren und Dinge als erwiesen
darzustellen, die es in Wirklichkeit keineswegs sind, etwas
gefährlich. Immerhin hat Frau Hofer das Verdienst, daß
sie 1924 als erste die Debatte wieder in Fluß gebracht hat;
denn die öffentliche Erörterung der Hauserfrage bewegt
sich, wie alle geschichtlichen Ereignisse, in Wellenlinien.
Es erscheint alle 20 bis 30 Jahre ein Buch, das die öffent-
liche Aufmerksamkeit auf sich lenkt, ihm folgt eine Reihe
von Gegenschriften, dann wird es wieder still, bis das
Wellental von einem neuen Wellenberg abgelöst wird.
Augenblicklich besteht wieder für Hauser Hochkonjunktur.
Schließlich, und das ist das Wichtigste für alle die Herr-
schaften, die sich genauer über Kaspar unterrichten wollen,
sind die Veröffentlichungen von Dr. Pies in Saarbrücken
ganz unentbehrlich. Er bringt nicht etwa eigene Mei-
nungen auf den Markt, sondern er hat zum erstenmal mit
diplomatisch genauen Veröffentlichungen aus den amt-
lichen Akten über Kaspar Hauser begonnen. Diese Hauser-
akten umfassen die Kleinigkeit von 49 Bänden und liegen
heute im Münchner Staatsarchiv. Die gewaltige Mehrzahl
der Leute, die über das Problem geschrieben haben, kannte
die Akten überhaupt nicht. Wir müssen auch hier ad
fontes, zu den Quelen, zurück. Uns interessiert viel
weniger, welche Ansicht sich Herr X., Herr Y. und Frau Z.
gebildet haben, als das, was wirklich über Kaspar Hauser
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