2, 175:
zum letzten fressen ihn sein hund;
bedewt . .
musz die mit grossem kost erneren,
also sie ihm sein gut verzeren ...
also wirdt er den an sein wissen
von seim eygen weydwerck zurissen,
In der moralischen Ausdeutung beruft sich Boccaccio,
wie wir sahen, auf Fulgentius, dieser wieder auf ein Werk
‚de picturis antiquis“ des Anaximenes, Ein solches Werk ist
jedoch nicht nachzuweisen !), und ziehen wir die Unzuver-
lässigkeit von Fulgentius’ Angaben und seine philologische
Unehrlichkeit in Betracht, welche Quellenangaben, da, wo sie
fehlen, einfach erfindet, so werden wir auch die Existenz der
Schrift „de picturis antiquis“ in das Gebiet der Erfindungen
verweisen. Boccaccio aber übernahm guten Glaubens die An-
yaben, die er bei Fulgentius vorfand.
Eine deutsche Mittelstufe zwischen Boccaceio und Hans
Sachs für Acteon ist uns noch unbekannt, wir sind also hier in
ler gleichen Lage wie bei der „Medusa“, wie beim „Henno“ und
„Hecastus“ unsres Dichters, welch letztere auf die lateinischen
Jriginale des Reuchlin und Macropedius zurückgehen, ohne dass
aine deutsche Mittelstufe bekannt wäre, Trotzdem möchte ich
aicht, weder für jene beiden Dramen (wie es Goedeke, Dich-
sungen von Hans Sachs I, Einl. s, XIX Anm. thut), noch hier
Benutzung des lateinischen Originals annehmen ?). Gegen eine
solche spricht schon die doch nur vereinzelte Beziehung unseres
Dichters zu „de gen, deor.“, wo er doch auch alles Andere,
was Ovid erzählte, hätte vorfinden können. Die Ueberein-
stimmungen, Welche die Fassung von Mg.-Sp., ebenso wie die
zedruckten Texte mit Boccaccios Werk aufweisen, machen es
wahrscheinlich, dass für beide Bearbeitungen die nämliche Quelle
s. 128:
Et paulo post, sed cum venandi
periculum fugeret, affectum tamen
canum non dimisit, quos inaniter
pascendo pene omnem substantiam
perdidit; ob hanc rem a canibus
suis devoratus est.
VL
1
4
1) Vgl. Brunn, Geschichte der griech. Künstler.
2) Man bedenkt gewöhnlich kaum, dass Hans Sachs in einer Stadt des
angeregtesten Jiterarischen Lebens wohnte, so dass ihm gewiss vieles auch münd-
lich zugekommen ist, und ebensowenig berücksichtigt man das Gedächtnis der
Leute jener Zeiten, das noch ein ganz anderes war als das unsrige, man denke
nur an die Nachschrift der Predieten Geilers u. a.