Volltext: Studien zu Hans Sachs (Band 2)

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zum letzten fressen ihn sein hund; 
bedewt . . 
musz die mit grossem kost erneren, 
also sie ihm sein gut verzeren ... 
also wirdt er den an sein wissen 
von seim eygen weydwerck zurissen, 
In der moralischen Ausdeutung beruft sich Boccaccio, 
wie wir sahen, auf Fulgentius, dieser wieder auf ein Werk 
‚de picturis antiquis“ des Anaximenes, Ein solches Werk ist 
jedoch nicht nachzuweisen !), und ziehen wir die Unzuver- 
lässigkeit von Fulgentius’ Angaben und seine philologische 
Unehrlichkeit in Betracht, welche Quellenangaben, da, wo sie 
fehlen, einfach erfindet, so werden wir auch die Existenz der 
Schrift „de picturis antiquis“ in das Gebiet der Erfindungen 
verweisen. Boccaccio aber übernahm guten Glaubens die An- 
yaben, die er bei Fulgentius vorfand. 
Eine deutsche Mittelstufe zwischen Boccaceio und Hans 
Sachs für Acteon ist uns noch unbekannt, wir sind also hier in 
ler gleichen Lage wie bei der „Medusa“, wie beim „Henno“ und 
„Hecastus“ unsres Dichters, welch letztere auf die lateinischen 
Jriginale des Reuchlin und Macropedius zurückgehen, ohne dass 
aine deutsche Mittelstufe bekannt wäre, Trotzdem möchte ich 
aicht, weder für jene beiden Dramen (wie es Goedeke, Dich- 
sungen von Hans Sachs I, Einl. s, XIX Anm. thut), noch hier 
Benutzung des lateinischen Originals annehmen ?). Gegen eine 
solche spricht schon die doch nur vereinzelte Beziehung unseres 
Dichters zu „de gen, deor.“, wo er doch auch alles Andere, 
was Ovid erzählte, hätte vorfinden können. Die Ueberein- 
stimmungen, Welche die Fassung von Mg.-Sp., ebenso wie die 
zedruckten Texte mit Boccaccios Werk aufweisen, machen es 
wahrscheinlich, dass für beide Bearbeitungen die nämliche Quelle 
s. 128: 
Et paulo post, sed cum venandi 
periculum fugeret, affectum tamen 
canum non dimisit, quos inaniter 
pascendo pene omnem substantiam 
perdidit; ob hanc rem a canibus 
suis devoratus est. 
VL 
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1) Vgl. Brunn, Geschichte der griech. Künstler. 
2) Man bedenkt gewöhnlich kaum, dass Hans Sachs in einer Stadt des 
angeregtesten Jiterarischen Lebens wohnte, so dass ihm gewiss vieles auch münd- 
lich zugekommen ist, und ebensowenig berücksichtigt man das Gedächtnis der 
Leute jener Zeiten, das noch ein ganz anderes war als das unsrige, man denke 
nur an die Nachschrift der Predieten Geilers u. a.
	        
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