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heimlich den Schweizern Vorschub geleistet hätten. Besondere Sym⸗
pathieen für den Krieg gegen die Schweizer hatte man in Nürnberg
allerdings nicht. Darüber belehrt uns auch der schon genannte be—
rühmte Nürnbergische Ratsherr und Humanist Wilibald Pirkheimer,
der den Zug, den er selbst unter den Kriegshauptleuten der Nürn—
berger mitmachte, unter dem Titel „Bellum Suitense“ Schweizerkrieg)
in lateinischer Sprache und auch im Stile der Alten, aber nicht sehr
zuverlässig beschrieben hat. Der auch, namentlich bei den Schweizern
selbst unter dem Namen „Schwabenkrieg“ bekannte Feldzug von 1499
verlief für den König völlig unglücklich, ist aber insofern von Be—
deutung, als sich von ihm die Unabhängigkeit der schweizerischen Eid—
genossenschaft vom Reiche herschreibt.
Für Nürnberg selbst ist ein anderes Ereignis des Jahres 1499
von weit größerer Wichtigkeit, das auch im kulturhistorischen Sinne
ein hervorragendes Interesse beanspruchen darff. Am 10. März des
genannten Jahres mußten sämtliche in Nürnberg angesessene Juden die
Stadt und zwar für immer verlassen.
Seit den schweren Tagen des Jahres 1349 hatte man die Nürn⸗
berger Juden wenigstens an Leib und Leben sicher in der Stadt sitzen
und auch sonst im allgemeinen ruhig ihrer besonderen Lebens-⸗ und
Erwerbsweise nachgehen lassen. An Erpressungen von Geld und Gut
freilich hat es weder von Seiten des Rats noch von den Königen, trotz
aller gegenteiligen Versicherungen, namentlich der letzteren, keineswegs
gefehlt, wenn sie auch nicht immer den Umfang und die Höhe der syste⸗
matischen Beraubungen der Jahre 1885 und 1300 erreichten. Im dahre
1416 legte König Sigmund den Juden Nürnbergs und einer Reihe
anderer Städte die schwere Verpflichtung auf, in jedem der drei folgenden
Jahre den 10. Teil aller ihrer fahrenden Habe (Einkommens?) mit
Ausnahme von Kleidern, Schmuck und Hausgerät in die königliche
Kammer zu liefern. Zu den Hussitenkriegen mußten sie außer—
gewöhnliche Kriegssteuern zahlen.“) Im Jahre 1463 wurden alle
Juden und Jüdinnen von dem Nürnberger Rat gefangen gesetzt und
ihres Gutes, höchst wahrscheinlich aber doch nur eines Teils desselben,
beraubt.“x) Merkwürdigerweise ist uns nichts Näheres über diesen
Vorgang bekannt, doch wissen wir, daß sich die Nürnberger dadurch
die kaiserliche Ungnade zuzogen, die sie ein anderes Mal wieder nicht
gescheut haben, wenn es galt, ihre Judenschaft vor allzu übertriebenen
Forderungen zu schützen. So im Jahre 1442, als der habsüchtige
) Bgl. z. B. Deutsche Reichstagsakten, VIII. Bd. S. 166. J—
e) Stobbe, Otto, die Juden in Deutschland während des Mittelalters, Braun⸗
schweig, 1866, S. 61 und Städtechroniken X, S. 206 f.
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