Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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Braut treten und ihr beichten. Mehr als sein Unrecht einsehen, 
bereuen und versuchen, wieder gut zu machen, was man gefehlt hat, 
kann doch kein Mensch thun. Das müßte ja ein ganz verbissenes 
ind verrücktes Frauenzimmer sein, wenn sie ihm nicht vergeben 
ind seiner Bitte willfahren würde.“ Und im Brustton der 
Überzeugung setzte Brigitte hinzu: „Das ist meine Meinung über 
diese Sache.“ 
„O wie recht haben Sie, liebe Freundin,“ antwortete Konrad 
und drückte ihr die Hand. Freilich ahnte diese nicht, in welchem 
Sinne Königsmark es meinte. „Ich danke Ihnen für Ihre 
schönen, wahren Worte. Sie sind wirklich ein edler Charakter. 
Meinem armen Peter wird es ebenfalls ein rechter Trost sein. 
Ich werde ihm aber sagen, er solle sich doch einmal vertrauensvoll 
in Sie, liebe Brigitte, wenden. Wenn Sie ihm Ihre Meinung 
iber seine Braut wiederholen, wird er sicherlich beruhigt sein. 
Nicht wahr, liebe Freundin, ich darf ihn an Sie weisen?“ 
Brigitte nickte nur, in tiefe Gedanken versunken, Gewährung. 
Eines tragischen Mimen würdig, verhüllte der durchtriebene 
Junker sein Gesicht mit einem Tuch, wie um seine Rührung 
aüͤber den edlen Charakter seiner Pflegerin zu verbergen, in 
Wahrheit jedoch, dumit diese sein triumphierendes Lächeln nicht 
sehen sollte. 
Jetzt hatte er die Alte, die reizende Braut, so weit, wie er 
wünschte. Das schwerste Stück Arbeit war gethan. Nun sollte 
sie schon mürbe werden. 
Auf dem Estrich des Ganges klirrten plötzlich Sporen. Die 
Thür wurde aufgerissen, und herein trat der Reichsfeldzeugmeister 
ind Feldmarschall Karl Gustav von Wrangel, ein ziemlich großer, 
etwas korpulenter Herr mit einem kleinen Schnurrbärtchen dicht 
inter der Nase, die Oberlippe nach dem Munde zu rasirt und 
einer sogenannten Fliege unter der Unterlippe. In langen, blonden 
Locken wallte das natürliche Haar bis auf die Schultern herab. 
Das Haupt bedeckte ein breitkrempiger Hut mit weißen Federn. Er 
rug einen reich mit Puffen versehenen Rock, an den Armeln 
geschlitzt und mit echten Spitzen verziert. Hohe, weite, gelbe 
Stiefel reichten bis zur halben Wade. Ein weites Beinkleid 
bis unterhalb des Knies ließ die mit Spitzen besetzten, weißen 
Strümpfe sehen. 
In seiner Begleitung befand sich der Oberst von Schlippenbach. 
MNa mein Junge,“ rief er an der Thür, „wie geht es Dir?“
	        
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