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Reinhold Bechstein +.
Da ohnehin nicht immer die Handschrift zu Gebote steht, so wäre
durch das Verzeichnis der Lesarten vom S. für das kritische Material
ausreichend gesorgt gewesen, und nur in Ausnahmefällen hätte
die Hülfe vom S. in Anspruch genommen zu werden brauchen,
Das ist natürlich eine Frage, die schwerlich einheitlich beantwortet
werden kann. Wenn ich für Beibehaltung des ursprünglichen
Charakters der Ausgabe eintrete, so kann ich es doch sehr gut ver-
stehen, wie ein Herausgeber auf die vortreffliche Hülfe, die ihm die
Handschrift des Dichters gewährt, nicht verzichten mag. Schliefslich
ist es eine technische Frage.
Mit dem letzten 21. Bande (No. 195, 1892) ist, wie angedeutet,
der Text der grofsen Ausgabe abgeschlossen. Aber wir haben doch
noch zwei Bände zu erwarten, ehe die Ausgabe wirklich beendet und
fertig ist. Goetze belehrt uns darüber in seinem trefflichen Artikel in
der Allgemeinen deutschen Biographie (s. unten [22]). Der nächste
Band soll die ungedruckten nichtmeistersängerischen Stücke und die-
jenigen enthalten, die in der Nürnberger Ausgabe keinen Platz gefunden
hatten. Und der allerletzte Band soll die ‘ausführlichen Register,
hauptsächlich eine zeitlich geordnete Aufzählung sämtlicher Werke,
also auch der Meistergesänge bringen mit allen bibliographischen An-
gaben, soweit sie Goetze erreichbar sind. „In diesen letzten Bänden
wird sich auch Gelegenheit finden, die Ergebnisse der kritischen Arbeit
für die ersten, von Keller herausgegebenen Bände zu sammeln“. Ob
sich diese ungemein grofse Aufgabe wirklich in zwei Bänden bewältigen
läfst, darf füglich bezweifelt werden. Es könnten getrost noch einige
Bände hinzukommen. Ist aber die Ausgabe vollständig, dann nimmt
sie unter solchen Sammlungen ohne Zweifel eine der ersten Stellen ein.
[11]2. Edmund Goetzes Ausgaben in Braunes Neudrucken*).
Die Ausgabe des litterarischen Vereins ist bekanntlich nur in be-
schränktem Mafse zugänglich. Sie wird nur den Mitgliedern zu Teil,
und wenn viele unserer Öffentlichen Bibliotheken auch zum Glück
die Mitgliedschaft besitzen, so wird dadurch dem allgemeinen Be-
dürfnisse doch noch nicht völlig Genüge geleistet. Dafs auch die
Publikationen des litterarischen Vereins in den Antiquariatshandel ge-
langen, fällt weiter nicht ins Gewicht. Darum mufs es besonders
*) Zu [11]: Der Jahresbericht verzeichnet zuerst das 4. u, 5. Bändchen (6, Jahrg, 1884,
XV.) und bespricht das Unternehmen sehr anerkennend, giebt auch für die Quellen-
angaben einige Nachträge, Das 6. und das 7. Bändchen finden dann im 9. Jahrg, 188%
ein gleiches Lob,