Siguren, die er auftreten läßt, die Bürger und Bauern, die Dom:
herren und Pfaffen, die fahrenden Leute und die alten Unholden, fie
find dem Zufhauer bekannt; wenn fie in ihren CThorheiten und
böfen Lüften vorgeführt werden, wenn fie wegen ihrer Sucht, Un-
frieden zu fäen, gar vom Teufel gemieden werden, da fühlt der
Hörer ein Behagen, und die Abficht des Dichters zu reinigen und
zu befreien ijt erreicht. Hans Sachs ftellt mit hellem, freudigem
Sim alles fo frifch und Fernig wirffam hin, daß es heute noch fo
unmittelbar ergößlich wirkt, wie im Jahre feiner Ent{tehung. Und
auch wir empfinden bei der Lehre am Schluffe mit dem Sachs-Reim
die Wahrheit des Ichönen Mergleichs Leopold Rankes: „Es i{ft dem
Hans Sachs nicht genug, in feinem Garten die fchönften und würzigften
Blumen gepflanzt zu haben: er will auch Fräftige MWäffer, heilfame
Säfte daraus abziehen zur Stärkung der Geiftes- Schwachen.‘ Zn
den Hans Sachfifchen Saftnachtfpielen lagen die Keime und Anfäßge
zu einem. volfstümlichen Schaufpiel, die leider unentwickelt blieben,
weil über unfer Daterland das UnalücF des dreißigiährigen Krieges
hereinbrach.
Wie aber dankte es dem Hans Sachs feine Zeit, daß er fich in
unermüdlichem Streben um Religion und Sitte, um Staat und Stadt
und Gemeinwohl mühte und in feinen Dichtungen eine Quelle der
pielfeitigften Anregung und edlen Genuffes bot?
Mehrmals Fehrt bei Hans Sachs die Klage wieder, daß er mit
jeinem Dichten Undank geerntet habe, Neid und Haß, ja Verachtung.
Das war jedoch nicht die allgemeine Stimme. Wo wäre ein hervor:
ragender Menfch je ohne Widerfacher gewefen? Aber es ift eine
Sage, der felbfit Goethe in feinem Gedichte zu Ehren des Hans
Sachs Dorfchub geleiftet hat, daß Ddiefjer bei feinen SFebzeiten nicht
anerfannt worden wäre, Wohl wurden ihm nicht lateinifche Oden
gefungen: das thaten die Gelehrten unter fich; wohl vergaß man
fein BGrab: er achörte eben nicht zu den Sefchlechtern, die ihren
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