Als dann aber die Lofung erfchallte, als es galt, Partei zu er:
greifen, da verfenfte {ich Hans Sachs in das Studium von £uthers
Schriften, deffen Name in aller Munde war, den er vielleicht auch
mit Augen gefehen hat damals, als £uther bei feinem Iugendfreunde
Wenceslaus Link hier im Auguftinerflofter Raft hielt auf dem Wege
nach Augsburg. Die zündenden Worte des glaubensftarken Mannes,
die, wie es hieß, der ganzen Chriftenheit {o Ichnell befannt geworden
wären, als wären die Engel felbft Botenläufer gewefen, hatten auch
Hans Sachs gewaltig emporgerüttelt, Und fo mächtig ergreift ihn die
Kraft der neuen Gedanken, daß fein Sang auf NYahre hinaus ver:
fiummt, Kein Saftnacht{piel erfreut mehr feine Mitbürger, Fein
Meifterlied zeugt mehr von feinem fangesfrohen BGemüte. In der
ftillen Umfriedigung des jungen Hausftandes mußte der WMeifter in {ich
Kämpfe durchmachen, die ihn um fo heftiger bewegten, je innerlicher
feine Natur war und je inbrünftiger er an dem alten Glauben hing.
Nachdem er fich indes zur Klarheit durchgerungen hatte, nach-
dem er auch in feinen religiöfen Empfindungen zum Manne gereift
war, wollte ‚er den gemeinen Mann aufklären, der nicht imftande war,
den Dorgängen mit vollem Derftändnis für ihre Bedeutung zu
folgen und ihm das Wefen der neuen Lehre und ihre Berechtigung
der alten gegenüber erFlären, denen aber, die noch abfeits jtanden und
{(chwanfkten, ins Gewifjen reden. Aus eigenem innerem Triebe ftellte
er feine BGefangesfunft, deren Wirkung auf feine Mitbürger er fchon
erprobt hatte, in den Dienft £uthers, der durch Disputationen und
Streitichriften, durch Bullen und Bann mundtot gemacht werden follte.
Hans Sachs wurde ein Helfer am Werke der Refor-
mation.
Bans Sachs hatte £uther begriffen. An den theologifchen
Aändeln und Streitigkeiten zwar hat er fich nie beteiligt, aber der
Kern der £utherifchen Beftrebungen, die Erneuerung des ganzen inner-
lichen £ebens war auch ihm Berzensfache geworden. Wie Luther fo