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Johannes Bolte.
45 Dafs alte weib thet noch ein scheifs, Bey diesem wol zu mercken ist
Thet sehr schauffen vnd scharren, 50 Dafs frauen list )
Der teuffel den bundtsbrieff zerr[e]ifs Noch macht manichen narren,
Vnd wolt defs thiers nit harren. —
Gedichtet von Hans Sachs ı531, den 25. October; vgl. MG 4, 21a (Zwickau).
Hier nach der anonymen Aufzeichnung in Hans Müllers Meistergesangbuch Bl. 593b, —
Bis auf den Anfang stimmt zu unsrem Liede ein Schwank bei Nicolas de Troyes, Le
grand parangon de nouvelles nouvelles (geschrieben 1536, doch erst 1869 von E. Mabille
zum Druck befördert) S. 134 Nr. 35 ‚ung jeune compaignon qui se donna au diable
hour avoir ume jeune fille en mariage, et comme il fut rescous du diable en Iuy
monstrant a V’adveu de sa femme une beste qwil ne cognotssoit point‘, Ein ähnliches
italienisches Märchen bei Andrews (Contes ligures. Paris 1892 Nr, ı0 ‚La femme
emplumee‘) erzählt, dafs ein armer Mann als Gevatter zum ı3. Kinde einen Unbekannten
bittet, der ihm Glück verheifst, falls er ihm nach sieben Jahren seinen Sohn überliefre,
Auf den Rat seiner Frau bedingt er sich aus, dafs der unheimliche Gevatter zuvor raten
soll, was er für ein Tier in der Stube habe; und die Frau bestreicht sich dann nackt
mit Honig und wälzt sich in Federn, so dafs der Teufel ratlos abziehen mufs, Ohne die
Einleitung begegnet dasselbe Märchen in der Bretagne (Sebillot, Contes populaires
de la Haute-Bretagne ı, 280 und 284, 1880). Vgl. Crane, Italian popular tales 1889
p- 368 aus Gubernatis, Novelline di Sto Stefano Nr. 35 ‚Ze donne sanno un Punto
tin del diavolo‘, Der Geist von Jan Tambaur (um 1690) S, 133. — Die Verkleidung
eines Mädchens in einen Bären oder Wundertier ist ein alter Volksscherz (vgl.
J. Becherer, Thüringische Chronik 1601 S. 3o7f. z. J. 1293 und Grimm, KHM Nr. 46
‚Fitchers Vogel‘); : verschieden ist das als Strafe für Unzucht und Verleumdung vor-
kommende unfreiwillige Beteeren und Federn (Bolte zu Val. Schumanns Nachtbüchlein
Nr. 47. Molbech, Udvalgte Eventyr 1843 Nr. 7). — Einen ähnlichen Verlauf nimmt das
Meisterlied des Hans Sachs ‚Der Kauffman mit dem Teufel‘ im Rosenton: ‚Ein armer
Kauffman macht ein bunde‘ (Drucke: Berlin Yd 7850, 42, ı0 und Yd 8566).
VI. Warum der teuffel keines sackpfeiffers seel hollen mag.
Im suessen thon defs Harders.
Eins mals wolt einsackpfeiffersterben; 15 _ Der teuffel thet in bald aufftecken,
Dann er war vmb die augen schon ‚Wolauff mit mir!‘ er zu dem pfeiffeı
erblabt, sprach,
Dieweil er die schlapscheissen wol ‚Du hast gepfiffen offt zum tanz,
Drei monat het gehabt. Daran vil sünd geschach‘
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Sie hatt im auffgfressen sein kerben „0
Vnd het erzogen leilach vnd das bet,
Gleich als ob man ein alte kuh
Darauff geschunden het.
Vnd thet die zen fast gen im blecken
Vnd zeigt im einen langen heren sack,
Darein er fassen wolt sein seel,
Defs der pfeiffer erschrack.
N Der pfeiffer war auff dem schalckstein
Als der pfeiffer nun lag in solcher geschliffen,
quele, Sprach: ‚Ich hab leider offt zu tantz
Kam der teuffel vnd wolt holen sein seele, gepfiffen,
Sie führen in die helle, 25 Mit meim mund mich vergriffen,
Als das der pfeiffer sach, erschrack er Der halb mein arme seel nicht mag
hart aufs gan
Vnd zog die teck vber das haubt, Itzt zu meinem sündigen mund,
Bidmen vnd zitern wart. Wils gleich aufsfahren lan‘.
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