Volltext: Festschrift zur Hans Sachs-Feier

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Johannes Bolte. 
Vor engsten mir geschwunde., 55 Ist trutzig, frech, verwegen, schlecht 
Nun hab ich defs keckleins genug. auff wie ein gaul, 
Drum heut kecklein vnd darnach aber Wenn man in offt thut walgen, 
nimmer mer. Vnd er schlapen empfecht vmbs maul. 
Mein beltz würd gar zerrissen mir, Lest er zu letzt von seiner auffschnüpf- 
so Wann ich also hielt haufs‘. — figen art, 
Das er nicht haut vnd har verlir 
Also geht es manch keckem man, 60 Durch zanck vnd widerpart. 
Der sein wil Hänslein frischer knecht, 
Mit eim jeden wil balgen, 
Der im nicht aller sach gibt recht, 
Anno 1551 den 2 mei dichts Hans Sachs, 
schuhmacher in Nürnberg. 
Hans Sachs, MG ı2, 1ı16a (Zwickau). Hier nach Hans Müllers Meistergesang- 
buch Bl. 556a, — Dies ist die älteste Aufzeichnung des Märchens von den Haustieren 
im Waldhause; vgl. Rollenhagen, Froschmeuseler 1608 3, ı, 9 ‚Der ochs und esel stürmen 
mit ihrer geselschaft ein waldhaus‘ (== 2, ı54 ed. Goedeke 1876); Grimm, KHM 2% 
‚Die Bremer Stadtmusikanten‘ mit der Anmerkung; Gonzenbach, Sicilianische Märchen 
1870 Nr. 66 ‚Von dem Hahne, der Papst werden wollte‘ mit Köhlers Anmerkung; Cos- 
quin, Contes populaires de Lorraine Nr. 45 ‚Ze chat et ses compagnons‘ mit der An- 
merkung; Carnoy, Contes francais 1885 p. ı7; Blade, Contes populaires de la Gascogne 
1886 3, 165; Schreck, Finnische Märchen 1887 S, 225; Andrews, Contes ligures 1892 
Nr. 32 ‚L’äine et ses compagnons‘. Krauss, S. der Südslaven ı, 67. Münchener Bilder- 
bogen Nr. 1045. 
IV. Ein bär lässt sich verschneiden. 
Im hofthon H. Müglings. 
Morgen so wil ich in den wald 
Fahren mit rofs vnd wagen, 
Dich erlösen aufs vngemach‘. 
Vnd es geschach, 
Der ber kam in dem mitel, 
Einsmals ein bawer fuhr gen wald, 25 
Dem begegnet ein bere; 
Der selbig ein münch werden wolt, 
Bat in, er solt 
5 Im sein nieren aufsschneiden, 
Forchtsam schnit im der bawer ald 
Sein nieren aufs an gfere 
Mit haut vnd har von seinem bauch; 
Von schmerzen auch 
Schrie er o weh vor leiden, 
Darnach saget der ber zu dem 
Bawren: ‚Kum morgen wider, 
Das ich dir auch der gleichen nem 
Deine mannliche glider! 
Vnd wo du nicht kumest zu mir, 
So würg ich dir 
Dein weidfich gar darnider‘. 
Sprach: ‚Mein bawer, wie hab ich dich 
So recht alhie gefunden‘. 
Das weib legt an den rucken sich; 
Der ber beschaut sie vnden, 
Da sach er seinen jamer kurtz, 
Sie liefs ein furtz, 
Erst stanck ir sehr die wunden. 
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35 Darob der ber gesegnet sich, 
Im trang aufs der angst schweifße. 
Er sprach: ‚Pfui, wie stincket dein schad: 
Hetest ein bad 
Von wolschmecketen würtzen. 
Trawrig fuhr heim der bauer bald, 
Thet das seinem weib klagen. 
Sie sprach: ‚Sei frölich wol gemut, 
Leih mir dein hut, 
Dein stiffel vnd dein kitel! 
40 Sag, bawr, wer hat verschniten dich: 
Der kunst ist er nicht weise, 
Dein schad ist grosser dann der mein, 
Fahr hin allein! 
Dich wil ich nicht verkürzen‘, — 
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