Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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waren vor ihnen nicht sicher, sie wurden mit Geld verführt, angeworben 
und fortgeschickt. — Am 22. Juli 1766 sandte der Bauer Falkenstörfer 
oon Poppenreuth seinen 10jährigen Sohn in die Bierbrauerei Hager, da⸗ 
mit er Hefe hole. In der Bäumengasfe wurde er von 2 Werbern und 
2 mit Federbüschen auf dem Hute versehenen Knaben verfolgt und ange— 
packt. Mit Gewalt suchte man ihm 15— 16 Kreuzer aufzunötigen. Er 
solle mit ihnen gehen, bekäme dann auch einen so schönen Hut ꝛc. Der 
Knabe entlief und traute sich von da an nicht mehr nach Fürth. Werber 
hielten sich auch im Ermannschen Garten über den Steg aäuf und lauerten 
auf Bauernkinder. — Am 2. Mai übernachtete ein Büttnergeselle aus 
Rothenburg bei dem Wirte Münch. Er hatte Durst und wenig Geld. 
Ein Werber kam und brachte ihm einen Trunk zu, doch that der Geselle 
keinen Bescheid. Es kam ein zweiter Werber, worauf der Geselle ent— 
sprang und sich 5 Stunden lang in einem Bäckerhaus versteckte, bis ihn 
endlich 2 Büttnermeister abholten und auf die Herberge zum grünen Baum 
brachten, von wo er sich nach einigen Tagen heimlich davonmachte. — Am 
30. Juli gingen die 10jährigen Knaben, Erhard Hebel und Voit, am Werbeplatz 
vorbei. Da kam der Wachtmeister Jung heraus, überredete die Knaben, 
mit hereinzukommen und sich einschreiben zu lassen, alle Tage bekämen sie 
16 kr. Der Notarsbube erhielt auch 9 Kreuzer. Die Eltern suchten nun 
die Knaben wieder zu bekommen, doch war alle Mühe umsonst, die Werber 
verweigerten die Herausgabe, weil ja die Knaben schon Geld angenommen 
hätten. Ein Bube entwischte nachts, lief heim und begab sich am 
nächsten Tage recht bald in die Schule, wo er 3 Tage lang eersteckt 
wurde. Eine bei seinen Eltern durch die Werber vorgenommene Haus— 
suchung blieb natürlich erfolglos. Stein wollte kein Geld annehmen und 
schlug das Mädchen, welches das Geld zur—uͤckerstattete, mit dem Stocke 
über den Rücken. — Der gjährige Strumpfwirkerssohn Michael Kraft 
wurde, als er in die Farbe ging, um Garn zu holen, von angeworbenen 
Buben angefallen. Mit Drohungen, Versprechungen wollte man ihn ver— 
locken, doch entrann er, traute sich nicht mehr nach Hause, sondern 
versteckte sich in der Schule — Der 9jährige Strumpfwirkerssohn Kern, 
welcher von seinem Vater bestraft worden war, ließ sich anwerben. — Am 
16. Juli, abends 7 Uhr, sandte der Seiler Jakob Schurr seinen Sohn 
Friedrich zu dem Juden Süßel, um silberne Schnüre zu holen. Als er mit 
einem Kameraden beim Keller zum Schleifershüttlein kam, sahen sie zwei 
spanische Werber, welche einen fremden Burschen anzuwerben suchten. Als 
sie stehen blieben, wurde ihnen befohlen, sich fortzuscheren, worauf ihnen 
Schurr zurief, sie hätten mit ihnen nichts zu schaffen und sie könnten ihnen 
nicht den Weg verbieten. Der eine Werber zog den Säbel und schlug den 
Schurr über die linke Hand, wodurch dieser laͤngere Zeit arbeitsunfähig 
wurde. Als Schurr fragte: „Was habe ich gethan?“ bekam er einen 
Schlag über die Beine, so daß der Degen mitten entzweibrach. Nun ent⸗ 
stand ein Auflauf. Schurr begab sich in das spanische Werbehaus, um 
sich beim Offizier zu beschweren die Werbesoldaten kamen ihm — 
—D0 zusamenbtach 
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