Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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Menge ein, die Bürgermeister durchsuchten, um die Leute zu beschwichtigen, 
die Zimmer; fanden aber nichts. Hierauf begab sich der Zug zum Ab— 
steigequartier des Stein beim Wirte Schaller, woselbst sie den Rekruten 
fanden und ins Geleitshaus brachten. Schon 1/3 Jahr vorher wollte 
Stein den Bruder des Sonnenblumenwirts Emmerling, den hausierenden 
Sigmund Emmerling anfangs mit Geld, hierauf durch Schläge zum Soldaten 
machen, doch entkam derselbe glücklich. — 2 Webergesellen Schindler und 
Klier, welche sich auf der Wanderschaft befanden und sich am 23. Mai 
1766 von Nürnberg über Ley nach Fürth begaben, wurden bei Ley von 
dem Werberhusaren Goll, in Fürth logierend, eingeholt und befragt, ob sie 
nicht Lust hätten, dem Könige von Preußen zu dienen. Als sie dies ver— 
neinten, antwortete er: „Man wird Euch schon Lust machen, die Lust wird 
schon kommen.“ Goll ging mit ihnen weiter und verließ sie nicht mehr, 
obwohl sie sich unter allerlei Vorwänden von ihm loszumachen suchten. 
Unterwegs kam ein Kutscher aus Nürnberg nachgefahren, welchem Goll 
zurief, er solle schnell fahren und seine Kameraden rufen, damit sie heraus— 
kämen. Bald begegnete ihnen ein kaiserlicher Unteroffizier, welcher von ihnen die 
Kundschaft (Paß) verlangte, die er auch in Ordnung fand. Er sprach zu 
den Handwerksburschen: „Ich zwinge Euch nicht, aber Ihr seid schon an 
die Preußischen verraten.“ In Fürth kam ihnen ein Husar entgegen, wel— 
chem Goll zurief, er habe den Gesellen schon lange zugeredet, aber sie wollten 
nicht. Zu den Gesellen aber sprach er: „Wenn Ihr nicht wollt, so lasse 
ich Euch arretieren. Wir werden Euch schon Lust machen, wir haben 
schon mehreren Lust gemacht.“ Ohne viele Worte packte der zweite Husar 
den Schindler, stieß ihn mit dem Stock vor sich her. Ebenso machte es 
Goll mit dem Klier, und so suchten die Husaren die Handwerksburschen 
ins Werbehaus zu bringen. Fürther Einwohner aber befreiten sie aus den 
Händen der Werber und wiesen sie auf die Herberge. Am andern Morgen 
um4 Uhr entflohen die Handwerksburschen auf der Schwabacherstraße. In 
der Nähe der Fallmeisterei wurden sie aber von dem Husaren und einem 
Jäger in grüner Uniform samt einem Hunde eingeholt. Der Hund 
hatte sie gestellt. Der Husar zog sogleich seinen Säbel und schlug da— 
mit den Schindler über den Arm und Kopf, so daß er zu Boden stürzte. 
Der Jäger schlug den Klier an den rechten Schlaf und in die Augen. 
Die Handwerksburschen wurden nun zurückgejagt und in das Köppleins— 
wirtshaus, dem Werbeplatz, mit Gewalt gebracht. Da Schindler entlaufen 
wollte, packte ihn ein dritter Werber, während der Husar wieder mit dem blanken 
Säbel auf ihn einhieb, bis endlich beide Handwerksburschen mit Beihilfe 
eines vierten Mannes in das Haus geschleppt waren. Infolge des Ge— 
schreies sammelten sich viele Einwohner vor dem Wirtshaus und ver⸗ 
langten stürmisch von dem dazu kommenden Rittmeister von Stein die 
Freilassung der Handwerksburschen, was jedoch Stein verweigerte und die Be⸗ 
wohner mit seinen Pistolen ꝛc. bedrohte. Die Leute warfen nun die Fenster 
ein. Dem Schindler gelang die Flucht durch das Fenster. Unterdessen 
drangen andere Fürther in die Stube und befreiten den sehr arg zuge— 
richteten Klier. Die beiden Handwerksburschen wurden zu ihrer Sicherheit 
im Geleitsamt untergebracht. — Selbst die Knaben von —14 Jahren
	        
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