Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

394 
auf, fingen das Geflügel weg, zertraten die Früchte auf den Feldern, 
mähten die Wiesen ab, stahlen das Gemüse, zwangen dann die Unterthanen, 
es zu kaufen unter Androhung des Todes und Wegbrennens der Scheunen. 
Einen Nürnberger Syndikus plünderten sie auf der Landstraße. Sie 
sagten, wenn sie einen Menschen totschlügen, wäre es ihnen gerade so, als 
wenn sie einen Hund totstächen. Gedörrte, unzeitige Kindsköpfe und andere 
Gliedmassen, die sie aus dem Mutterleibe geschnitten hatten, trugen sie am 
Halse. Ein Fuhrmann wurde aufgehalten und mußte mehreren Schön— 
berg'schen Reitern die Zeche bezahlen. Im Jahre 1629 erhielt Schönberg 
die vertragsmäßige Summe von 88250 fl. bar. Das Proviantamt rechnete 
für Haber ꝛc. in dieser Zeit 12825 fl., für Heu und Stroh 2711 fl., für 
Zehrungen und andere Kosten 1656 fl. ꝛc. Gesamtausgabe pro 1629 
55716 fl. 1630. Der nüurnbergische Amtsknecht zu Fürth wurde bei 
Nacht im Amtshause von 3 Reitern überfallen, mißhandelt und mit Er— 
schießen bedroht. Der Rat benützte die Anwesenheit Tillys in Fürth am 
1. Juli 1630 und bat um Befreiung von der Schönberger Soldateska. Am 
10. Juli 1630 verließ endlich die Schoönberg'sche Reiterkompagnie Fürth 
nach einem Aufenthalte von 122 Wochen. Sie marschierte nach Thüringen 
und kostete 1630 22993 fl. Als Schadenersatz bekam Frau Schindler in 
Fürth 200 fl. — Am 21. September kamen 2 Kornets Cronbergische 
Kürassiere nach Fürth und Umgegend. Sie legten sich zu den Nürnberger 
Unterthanen ins Quartier und hielten Rasttag. Sie verachteten die kaiser— 
lichen Salvaguardien und schonten alle domprobsteilichen und markgräflichen 
Unterthanen. Den Offizieren sandte Nürnberg Wein, Geflügel und den 
Soldaten, Fleisch, Brot, Bier ꝛe. Aber damit nicht zufrieden, schütteten diese 
das Bier aus den Fenstern, nannten gutes Ochsenfleisch „Hundsaas“ und 
zwangen die Unterthanen zur Anschaffung von Wein, weißem Brot, ge— 
bratenen und gesottenen Fischen, Geflügel. Sie hausten sehr übel. Ihr 
Aufenthalt kostete über 3000 fl. Ein Soldat wollte eine Kindbetterin 
von 8 Tagen notzuüchtigen, sie entlief aber. Etliche Häuser wurden in 
Asche gelegt. — Im Dezember lag ein Trupp Kroaten mit 85 Pferden 
unter Oberstlieutenant von Rengsberg 8 Tage lang in Fürh, Rückers— 
dorf, Hartmannshof. Sie schonten die katholischen Einwohner. — 1631. 
Am 6. August erschien der kaiserliche Generalwachtmeister J. von Aldringen 
mit 43 Kompagnien zu Roß und Fuß. Der Rat sandte ihm Tetzel und 
Straßburger entgegen, welche ihn auf dem Sammelplatze bei Stein trafen. 
Die Gesandten baten Aldringen, er möge das Fußvolk zu Fürth auf dem 
Anger, die Reiter aber in Fürth logieren lassen. Er versprach es und 
brach dahin auf. Aldringen nahm sein Hauptquartier in Fürth, ließ ein 
Lager schlagen und besetzte das ganze umliegende Gebiet Nürnbergs mit 
seinen Kriegsvölkern. 2 Stunden lang hatte er die Gegend jenseits der 
Pegnitz und Rednitz besichtigt. Seine Reiter waren starke wackere Leute; 
die Soldaten zu Fuß aber zerrissene, schwarze Gesellen. Die Bauern ent— 
liefen und flüchteten mit ihrem Vieh, weil ihnen die Kaiserlichen alles Heu 
und Stroh nahmen Sie hbauten viele Hütten. Nürnberg und das Franken— 
land mußten Proviant liefern. Aldringen und seine Offiziere versah man 
mit Fischen, Melonen, Zitronen ꝛc. Weil der Proviant zu spät nach Fürth kam, so
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.