Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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dauerte bis Donnerstag, den 10. (20. Oktober), 10 Uhr vormittags, dessen— 
ungeachtet hatte die halbe Gemeinde von Fürth noch ihr Eigentum in der 
Kirche. Am 20. Oktober, vormittags 10 Uhr, kam ein Mönch in einer 
grauen Kutte nach Fürth geritten. Er hielt in der rechten Hand eine 
Wachskerze und fragte nach dem Pfarrhofe, den man ihm zeigte. Als der 
Mönch in den Kirchhof sprengte, wollte er wissen, was man in der 
Kirche thue. Als nun das „arme Völklein“ erwiderte, man schaffe wieder 
heraus, was man hineingetragen, schrie er, man solle zusperren, es solle 
ihnen nichts daraus weggenommen werden. Hierauf ritt der Mönch zum 
Pfarrhaus hin, schrieb ein S. X. hin, zeichnete einen Galgen daneben, an 
welchem einer hing und begehete Quartier für drei Pfaffen. Inzwischen 
ging der Pfarrer M. Paulus Sartorius hinten durch seinen Garten hinaus 
und nahm mit vielen Personen seinen Weg zu Fuß nach Nürnberg. Weib 
und Tochter ließ er im Pfarrhofe zurück. Noch war keine Stunde ver— 
flossen, als 6000 Kosaken in den Flecken kamen, sich alle gar freundlich 
gegen jedermann benahmen und sich zu dreien oder vieren in ein Haus 
einfourierten. Hernach kamen aber 30, 40, ja sogar 50 zu Roß in das— 
selbe und quartierten sich ein. Wo der Lieutenant lag, war auch der 
Fähnrich mit seinen Dienern. Nachdem sie eine halbe Stunde in Fürth 
eingelagert, blies ein Trompeter. Sie setzten sich nun alle wieder zu Roß 
und riefen einander zu: Dadack! Dadacki! d. h. Lerma! Lerma! und 
sprengten eilends zum Flecken hinaus, als wenn sie der Teufel geholt hätte. 
Kein Mensch wußte, was dies bedeute. Jedermann verließ sein Haus und 
es entstand im Flecken das Geschrei: Laufe, wer laufen kann, wir werden 
sonst alle zu Boden gehauen. Etliche aber äußerten: Das nürnbergische 
Volk komme und werde in den Flecken zum Schutz der Einwohner gelegt 
werden, die verfluchten Kosaken müßten ihr Quartier auf dem Felde nehmen. 
Aber es dauerte nicht lange, da kam der helle Haufen wieder in den Flecken 
zurück und benahm sich alsbald tyrannisch. Die Mönche sagten, sie würden 
die lutherischen Buben zu Tode gesäbelt haben, wenn sie ihnen nicht auf 
ihre Fragen gehörig geantwortet hätten. Sie meldeten, es seien nicht mehr 
als 2 Kornet Reiter, als der Pfaff und Schmidtmeier vor dem Wäldchen 
zu ihnen gekommen. Dieselben hätten von den Nürnbergern zu wissen be— 
gehrt, ob sie kaiserliche, leopold'sche, bayerische oder rebellische wären? Da 
sie keine Antwort erhalten, hätten sie die beiden Kornet so umringt, daß 
kein Mann sich gerettet hätte, wenn es zum Handgemeng wirklich gekommen 
wäre. Aber der Rittmeister aus der Stadt Nürnberg machte ihnen die Meldung, 
sie dienten dieser Stadt und kämen nicht zu ihnen in feindlicher Absicht, 
sondern sie brächten eines Ehrbaren Rats Proviant und ein kaiserliches 
Schreiben, woraus sie vernehmen würden, daß sie sich recht und ehrbar in 
den Quartieren verhalten sollten. Im entgegengesetzten Falle sei man 
berechtigt, sie alle totzuschlagen. Der Kosakenoberst Fürst Sigmund Karl 
Ratzivil, des Markgrafen zu Ansbach Schwager, nahm das Schreiben an 
und donnerte heftig darüber. Als er aber sah, daß 6 Feldstücke nebst noch 
7 Fahnen im Hinterhalt aufgestellten Fußvolkes in guter Ordnung 
und wohlgerüstet sich präsentierten, wandte er sich wieder von den Nürn— 
bergern weg und äußerte, es sei ihm noch nicht vorgekommen, daß man
	        
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