Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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des Glückes in sich schließt. Unschön ist es auch nicht, lieblich prangt es 
mit seinem frischen Grün auf silbernem Grund und viel annehmlicher 
als z. B. die zwei Bräuschöpfer im Schwabacher Wappen, als der Tannen— 
zapfen im Augsburger, als die Fische im Ansbacher, als die drei Eisenhüte 
im Landshuter oder gar als „das Kindel“ im Münchener Wappen. 
Nicht einer s. v. Pockennarbe als Zeichen überstandener Krankheit 
gleicht es, sondern einem Ehrenzeichen zum Andenken an glücklich und 
ehrenvoll bestandene Kämpfe. Das dreiblättrige Kleeblatt versinnlicht 
einerseits die frühere Dreiherrschaft, die gegenwärtig mit Glück geeinigt ist 
zu einem einheitlichen und geordneten Gemeindewesen unter der Aegide einer 
wohlmeinenden, intelligenten und freisinnigen Staatsregierung. Andererseits 
dürfte das Kleeblatt für Fürth als Symbol der drei verschiedenen Religions— 
bekenntnisse gelten, denen die hiesige Einwohnerschaft angehört, welche, in 
den Formen verschieden, ihren Einigungspunkt in der Verehrung des 
höchsten Wesens und in einer vielfach bewährten gegenseitigen Duldung haben.“ 
Hiegegen bemerkte Sax: 
„Meines Wissens hat Fürth keinen Wappenbrief für sein Kleeblatt; 
1727 führte es in seinem Hofmarkssiegel noch den Erzengel Michael; er 
war dem Rat in Nürnberg damals schon anstößig, doch war St. Michael 
der langjährige Patron der Hofmark. 
Aus der Periode von 1727—-1748 scheint das Kleeblatt von Fürth 
herzurühren, was freilich nur eine Annahme ohne Beweis ist. — Es liegt 
die Vermutung nahe, daß das Kleeblatt von Nürnberg aus als Fürther 
Wappen eingeschmuggelt wurde; Bamberg hielt auf seinen St. Michael, 
Brandenburg auf sein Hauswappen, — woher also das Kleeblatt? — 
Nach heraldischen Begriffen soll jedes Wappen ein Anspruchs- oder 
Erbschaftswappen repräsentieren, und weil man in Rücksicht auf die damals 
nur von Bamberg und Brandenburg angesprochene Landeshoheit doch nicht 
wohl annehmen kann, daß sie ihre Landes- oder Hauswappen gerade bei 
Fürth aufgeben wollten, so ist das Kleeblatt als Erbschaftswappen — von 
ihnen sicher nicht gewählt. Denn mit dem Erbschaftswappen drückte der, 
welcher es führte, die Intention aus, nach dem Erlöschen des jetzigen 
Besitzers künftig gewisser, faktischer Besitzer zu werden. Nürnberg muß 
also diese Form eines Anspruchs-Wappen haben, d. h. den dreiblaͤttrigen 
Klee als Symbol, daß zur Zeit niemand das Land, sowie die Stadt 
Fürth besitzt, daß aber Bamberg, Brandenburg und Nürnberg sich um den 
Besitz streiten, und jedes von ihnen künftiger Landesherr zu werden wünscht 
— Diese Deutung hat sicher viel für sich. 
Nun frage ich aber, weil mit dem Wappen von jeher der Begriff 
von Ehre unzertrennbar verbunden ist, 
1) ist dieses Kleeblatt ein der Stadt Fürth entsprechendes Wappen? 
Gewiß nicht. Viele Städte haben sich durch ihre Bürger ihr städiisches 
Wappenzeichen auf dem Felde der Ehre erkämpft, oder durch sonst einen 
Akt bürgerlicher Treue und Hochherzigkeit dasselbe den Landesherren 
abgerungen; der Stadt Fürth wird dagegen ein Wappen oktroiert, weil 
seine Bewohner herrenlos, oktroiert ohne Brief und Anlaß in der Dämmerung, 
wie ein unheimlicher Gast, — es ist da, und bleibt! —
	        
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