Metadaten: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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10. August wurde der Bau gehoben. Ein Waldbaum mit 34 seidenen 
Tüchern für die Maurer und Zimmerleute wehte auf dem Firste. Der 
Weihespruch lautete: 
„Aufgestiegen aus dem Grunde 
Steht der Bau nun fertig da! 
Heil und Segen dieser Stunde, 
Denn wir sind dem Ende nah 
Unsern sauern Schweiß 
Lohnt jetzt Lob und Preis. 
Glücklich ist der Bau gehoben, 
Segen ruhe drauf von oben. 
Mit Zuversicht darf ich es wagen, 
Die tiefe Stille, die hier ist, 
Erlaubt es mir, ein Wort zu sagen 
Das aus dem besten Herzen fließt 
Der Tempel, den Ihr feriig sehet, 
Gehört den holden Musen an, 
Der frohen Tugend heilig, stehet 
Er reizend, Euch bald zu empfahn. 
In ihm soll sich das Herz erwärmen 
Für das, was groß ist, edel, gut, 
Mit unterdrückter Unschuld härmen. 
Der Tugend huldigen mit Mut. 
Feierstunden nach dem Fleiße 
Sind der Ruhe hier geweiht! 
Sitzend macht man eine Reise, 
Die des Lebens Wechsel beut. 
Bald sieht's bunt und graus, 
Lustig, düster aus. 
Endlich, wenn der Vorhang sinket 
War's ein Traumbild, das noch blinket. 
Ein Traumbild ist das Menschenleben, 
Wo jeder seine Rolle spielt. 
Glück auf dem, der sie gut gegeben, 
Der in sich selbst den Beifall fühlt 
Hier lernt man seines Gleichen kennen, 
Wir sollen, was wir nicht sind, sein; 
Mit Recht kann der sich Künstler nennen, 
Der Menschen darstellt, echt und rein! 
Hier lernt der Gute Edle achten, 
Er wird zur Tugend angeflammt, 
Das Laster muß er tief verachten, 
Weil daher alles Übel stammt. 
Wird oft die Thorheit zum Gelächter, 
Der Unsinn laut zu Spott und Hohn; 
So werde Keiner doch Verächter 
Des Ernstes an Thaliens Thron. 
Zu Freude, Scherz und Lachen ladet 
Sie einzig ihre Gönner nicht, 
Auch Besserung, Veredlung ratet 
Sie manchem sittigarmen Wicht. 
Könnt ich alles hererzählen, 
Was sich aneinander reiht, 
Immer müßte manches fehlen, 
Und durch — fehlen kommt man weit? 
Einen kurzen Spruch, 
damit sei's genug. 
Ist mir's auch nicht gut gelungen, 
Gut gewollt, ist halb errungen. 
Mit Freudedank zum frohen Mahle, 
Nach manches herben Tages Last, 
Der Meister ruft im Sonnenstrahle: 
Ihr Herr'n und Damen aufgepaßt! 
Ich muß mir schon die Kehle netzen, 
Sie trocknet durch das Sprechen ein; 
Laßt, eh' ich scheide, noch mich letzen, 
Frisch auf, Geselle, schenke ein! 
Auf dem Gipfel, hoch erhoben, 
Unter mir den schönen Bau, 
Will ich Gott den Herren loben 
In des Himmels heiterm Blau. 
Kind und Gattin ruft, 
Dankend in die Luft: 
Hast die Guten uns erhalten! 
Nun wirst Du noch ferner walten. 
(Intrade.) 
Auch dem Monarchen Dank zu sagen, 
Ist guter Unterthanen Pflicht; 
Er schirmte uns in schwülen Tagen, 
Uns zu erfreuen säumt Er nicht. 
Er hat den Bau hier aufzuführen 
Mit Wohlgefallen angesehn; 
Die hohe Milde muß uns rühren. 
Für des Erhab'nen Wohl zu flehn: 
Er lebe lang, der Fürsten Zierde, 
Die Karoline mit Ihm teilt,
	        
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