116
Bevollmächtigten oder Aufseher, Schatzmeister der Armenschule aus⸗
zahle, damit dieses Geld zu Nutzen und Frommen der armen Kinder
besagter Schule angewendet werde.“
Dieses ansehnliche Vermächtnis wurde bald darauf von der Gattin
des milden Stifters an die Administratoren übergeben und dasselbe zum
Ankauf von 8/4 Morgen Ackerland und 6* Morgen Waldung verwendet,
welche Grundstücke jährlich 90 fl. Rente abwarfen. Weitere Einnahmen
waren die Taxen für den Gebrauch des Leichenwagens und für das Laäuten
der Schulglocken, der Ertrag der Armenbüchse, welche bei Hochzeiten,
Taufen ꝛc. aufgestellt wurde, was im ganzen eine jährliche Einnahme von
da. 600 - 650 fl. entzifferte.
Bei dem Festmahle zu Ehren des neugewählten Domprobstes
Stadion 1769 ließen sich die Armenkinder „hören“. — 1777 wurde an
der Armenschule die erste Opfertafel aufgestellt.
Die Schule wurde mehr und mehr erweitert, je ein Lehrer für den
französischen, für den lateinischen und für den Zeichenunterricht angestellt.
Die 724 Schulkinder wurden vom Lehrer Singer mit seinen zwei Söhnen
und seiner Frau unterrichtet. Singer bezog einen Gehalt von ca. 1100 fl.,
wovon er seine Gehilfen zu bezahlen hatte. Ein Kind,
so buchstabieret und liest, zahlte wöchentlich 2 kr.,
so schreibt, J 3 kr.,
rechnet es zugleich, 6 kr.
Später, 1806, wurde von der Witwe des als Polizeiregistrator ge—
storbenen Lateinlehrers Dr. Puy Unterricht im Stricken und Rähen erteilt.
Das Stiftungsvermögen bestand 1807 in 4458 fl. Kapilalien und
15 Morgen Land.
Lehrer Albig aus Großreuth verfaßte 1775 eine Chronik von Fürth,
wovon jedoch nur der erste Bogen im Druck erschien. Lobend kritisierte
er die Predigten zweier Geistlichen, weshalb er 4 Wochen lang in Nürn—
berg eingesperrt und mit der Warnung, „nichts mehr ohne die Amtszensur“
drucken zu lassen, seiner Haft entlassen wurde.
Diakon G. M. Ebert wurde 1784, nach dem Tode des Rektors
Schmerler, mit der Inspektion der Armen- und Waisenschule betraut. Mit
Eifer und Energie nahm sich Ebert der Schule an und suchte sowohl das
Schulwesen, als auch den sittlichen Zustand der Gemeinde zu heben und zu
bessern. Und wahrlich, es war höchste Zeit zur Reform. Wir lassen hier
einen Bericht der Polizeikommission von 1800 reden:
„Es ist wirklich sehr traurig, bei dem Anblick dieser äußerst ver—
derbten Jugend auch an der künftigen Generation der Bewohner ver⸗
zweifeln zu müssen; da bei der gegenwärtigen ohnehin jede Hoffnung
aufgegeben werden muß. Trägheit, Wohlleben sind die Hauptzüge
der großen Menge. Um sich dies zu verschaffen, wird mit großer
Anstrengung gearbeitet und der Verdienst auch gleich wieder verpraßt.
Unter die Erwerbsquellen, denen sich die größte Menge überläßt,
zählt das Holzholen. So sehr es auch verboten ist, so kann es doch
nicht anders sein, als daß diese Leute, die das duͤrre Holz in kurzer
Zeit abgeholt haben, ihre Hände auch nach Schadenholz ausstrecken
5