Volltext: Hans Sachs

244 
Der betreffende Merker hatte während des Freisingens stets die 
Bibel vor sich liegen, um zu prüfen, ob das Tied mit ihr in 
Einklang sei. Uebrigens war das Festhalten an Luther’s Schrift 
auch von sprachlicher Bedeutung; hiess es doch in der Nürn- 
berger Tabulatur ausdrücklich: „Ein Fehler ist, wenn etwas nicht 
nach der hohen teutschen Sprach gedichtet und gesungen wird, 
wie solche in D. Martin Luther’s teutscher Uebersetzung der 
Bibel befindlich und in der Fürsten und Herren Canzleien üblich 
und gebräuchlich ist.“ 
Hans Sachs. 
Die andern Merker hatten die blinden Meinungen, 
d. h. die undeutlichen Ausdrücke, die Milben, d.h. die unrich- 
tigen Abkürzungen, die Klebsilben, d.h. die falschen Zu- 
sammenziehungen, die Differenz, d. h. die willkürliche Um- 
stellung von Vokalen, die Laster, d. h, die willkürliche Ver- 
tauschung von Vokalen, ferner die Art und den Wechsel der 
Reime — eine reimlose Zeile hiess Waise — den Vortrag der 
Lieder, der, im Gegensatz zu dem Minnegesang ohne Instru- 
mentalbegleitung blieb, zu prüfen. Es kam also bei diesen Lei- 
stungen nicht auf Neuheit oder poetische Fassung des Inhalte, 
sondern nur auf die Vermeidung der 33 Fehler an. 
Wer am glattesten gesungen hatte, d. h. wessen 
Lied von dem Gemerk für das fehlerfreiste erkannt wurde, der 
bekam den König-Davids-Gewinner, eine silberne Kette 
mit einem Medaillon, das König David, den Psalmisten, vor- 
stellte, als Zier für die Dauer der Festschule umgehängt. Der 
zweite . Preis, bestand in einem Kranz aus seidenen Blumen. 
Diese 'Kleinode der Gesellschaft hatte der Kronmeister 
in Verwahr. 
Die andern Mitglieder des Vorstands waren der Büchsen- 
meister, der die Kasse führte, und der Schlüsselmeister, 
d. i. Verwalter. 
Die jedesmaligen Preisträger mussten die Genossenschaft 
auf der Zeche traktiren, und hier sind ohne Zweifel auch natur- 
wüchsigere, freiere Lieder angestimmt worden. 
In Nürnberg, das um die Mitte des sechzehnten Jahrhun- 
derts unter der Einwirkung Hans Sachsens, dessen Dichten um
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.