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Der aber blieb, wie von Entsetzen gelähmt, starr stehen und
brachte zunächst keinen Ton aus dem aufgesperrten Munde heraus.
Erst als Pehr, denn er war es, laut zu lachen anfing,
kam wieder Leben in den alten Reiter.
„Pehr,“ stammelte er, „bist Du verrückt — oder betrunken
oder ich?“
„Wie es in Deinem werten Schädel aussieht, weiß ich
allerdings nicht,“ spottete der Angeredete gutmütig. „Ich dagegen
hin nüchtern und völlig bei Sinnen.“
„Aber Mensch, wenn Dich in dem Aufzug einer sieht, sie
schließen Dich ja krumm. Reitet Dich denn reinweg der Teufel,
daß Du am hellen lichten Tage eine Maskerade aufführst?“
„Ja, der Herr Pfalzgraf war aber ganz mit der Maskerade
einverstanden, und nun laufe ich zu meinem Vergnügen so den
ganzen Tag herum, das kann man sich nach dreißig Dienstjahren
mal leisten, mein Sohn. Und paß nur auf, nachmittags komme
ich so zu Deinem Freiherrn und halte um die Brigitte bei ihm an.“
„Er ist total übergeschnappt!“ Ängstlich und besorgt entfuhr
es im kläglichen Ton dem alten Hans. Aber seine weit auf—
gerissenen Augen nahmen eine fast beängstigende Größe an, als
bon der andern Seite der Straße her der Leutnant von Rosen
geradeswegs auf Lund zugeschritten kam.
„Ach du lieber Gott,“ wimmerte er förmlich, „nun geht das
Unglück los, der schleppt ihn gleich auf die Wache. Aber solch
ein alter Esel, sich am hellen Tage so zu betrinken!“
„Gratuliere, Herr Leutnant Lund, mein lieber Kamerad!“
rief ihm Rosen zu und schüttelte dem ehemaligen Wachtmeister
herzlich die Hand.
Hans war starr. „Der ist auch übergeschnappt,“ war das
einzige, was er hervormurmeln konnte, aber Rosen und Lund
hatten es doch verstanden und lachten aus vollem Herzen.
„Es ist ein alter Kamerad vom Regiment Smäländ, der bei
Lützen schwer verwundet wurde und jetzt im Hause des Freiherrn
don Praunfalk dient,“ erklärte endlich Lund. „Der kann mein
Glück und die Ehre, die mir widerfahren, nicht begreifen.“
Rosen erklärte nun alles gut gelaunt dem völlig verblüfften
Hans, der scheu seinen alten Freund betrachtete und endlich ver—
legen in schwülstigen Worten seine Gratulation anbrachte.
„Der Herr Leutnant mögen gütigst mir altem Esel verzeihen,“
stammelte er zum Schluß, „aber es kam mir zu überrafschend.“