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Obgleich die Fortifikationen Nürnbergs einem Angriffe, wie
ihn die jetzige Kriegskunst auszuführen vermag, nicht mehr
gewachsen sind, so bleiben dieselben dennoch in Bestand,
welche Erhaltung der Communalkasse bedeutende jährliche
Ausgaben verursacht. Die Stadt würde indessen eine große
Zierde verlieren, wenn die steinernen Mauern mit den
bielen Thürmen und die Zwinger und Gräben verschwän—
den. In den tiefen Stadtgräben werden Gartenfrüchte
und Obst gezogen; einzelne Strecken dienen auch zu Holz—
niederlagen und andere sind mit Wasser angefüllt. Von
den 365 Thürmen, die mit um die Stadtmauer ziehen,
sind mehrere vermiethet, einige werden auch als Gefäng—
nisse benützt, die übrigen stehen jetzt leer und gehörten
nur zur Completirung der Befestigung. Der Raum zwischen
man in den Gartenanlagen des Industrie- und Culturvereins einen
niedern Stein, auf welchem sonst ein anderer Stein mit einer
Inschrift stand, welche ganz einfach bedeutete, daß die beiden
Schanzen von Gustav Adolph aufgeführt worden sind. Diesen
Stein fand man einmal von seinem Postament herabgestürzt und
es ist nicht ermittelt worden, ob gewaltsam, wie es den Anschein
hatte. Zu begreifen wäre dieses freilich nur mit einigen Zu hülfe⸗
nahmen; denn gerade Nürnberg hätte volle Ursache, Alles in hohen
Ehren zu halten, was auf den wackern Schwedenkönig den ge—
ringsten Bezug hat. In unserer Monnmentenreichen Zeit gebührte
dem Helden des dreißigjährigen Krieges gerade in Nürnbergs
Mauern ein bleibend Denkmal, denn er war es, der Magdeburgs
cchreckliches Loos von Nürnberg abgehalten, und er war es, der
für den Glauben, zu dem sich jetzt noch bei weitem der größte
Theil der Einwohner bekennt, kämpfend gestorben ist.