In der Schule.
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Verwundert schaute Wilibald empor. „Wie, du neidest
mich? Sitzest du nicht gleichermaßen in der Schule?“
Albrecht schüttelte trübe lächelnd den Kopf. „Ach, was ist
die Schule von St. Sebaldus mit ihrem Schulmeister gegen den
Doktor Philander! Es ist wie mein Zwillichkittel gegen deinen
Sammetrock. Herr Burgsdörffer — du kennst ihn ja auch —
ach erbarm's Gott, wie mühselig und langsam geht's bei dem
fürbaß! Er hat ja auch so viele auf einmal zu unterweisen.
Zudem ist die Schulstube ein niedriger, dunkler Raum, darin
einem das Atemholen beschwerlich wird, und die Bänke sind so
eng und niedrig, daß mir beim Heimgehen die Gliedmaßen
schmerzen. Auf seinem hölzernen Katheder sitzet der Schulmeister,
ein gestrenger, finstrer Mann, der malet an die schwarze Wand—
tafel die Buchstaben und heißet uns nachschreien, wie sie lauten,
und darnach die Figuren auf unsern Täfelein nachbilden. Dabei
handhabt er fleißig die Rute, aus Birkenreisern gebunden, und
stäupet damit hart die Trägen sowohl als auch die Losen und
Nichtsnutzigen, von welch letzterer Art ein gut Teil auf den
Bänken sitzet, sonderlich die Fahrenden, die da kommen, man
weiß nicht woher, und gehen, wann es ihnen gefällt.“
„Ja, das glaub ich wohl, daß diese Art dem Schulmeister
Not macht“, bemerkte Wilibald. „Es ist loses Gesindel und
eine rechte Plage für die Schulen, wie mein Vater sagt. Ist
es wahr, was mir die Renate, unsre Magd, erzählte, daß
gestern fünf solcher Schelme durch den Büttel aus der Stadt
hinaus gestäupet worden?“
„Es ist wahr“, bestätigte Albrecht.
„Was haben sie Übels gethan?“ fragte Wilibald begierig.
„Wider das siebente Gebot haben sie gesündigt und wider
das vierte dazu“, berichtete Albrecht. „Brot heischend sind die
Schelme auf die Dörfer hinausgezogen, und während zwei von
Stein, Albrecht Dürer.