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—4 ILII. Stimmen der auswärtigen Presse 6—
Über die Festfeier im großen Rathaussaal bemerkt der
Bericht:
„Der Hauptfesttag wurde Montag früh 9 Uhr durch eine
Feier im alten großen Rathaussaale eröffnet. Ein vom Stadt—
sekretär Schüßler gedichteter höchst schwungvoller Hymnus, den
Professor Oskar Wermann in Dresden für Sopran, Tenor,
Barytonsolo, Soloquartett und Männerchöre mit großem
Orchester in Musik gesetzt hatte, leitete die Feier ein. Die in
feierlichem Pathos und mit wirkungsvoller Steigerung aufgebaute
Komposition wurde von dem Carlschen Orchester sowie dem
Nürnberger Lehrergesangvereine unter Leitung des Herrn Musik—
direktors Theodor Schmidt in vollendeter Weise aufgeführt.
Die Pflege des Sanges steht, wie auch schon am Abend vorher
die Leistungen des Männergesangvereins zeigten, sowie die
Mitwirkung des Gesangvereins Frankonia in der Festvorstellung
der Meistersinger ebenfalls bewiesen, in hoher Blüte; namentlich
die Solostimmen sind von einer bei Dilettanten seltenen
Schönheit und technischen Durchbildung. Dem mit großen
Jubel aufgenommenen Hymnus faolgte die Festrede, gehalten
von Professor Dr. Edmund Goetze in Dresden. In eindring—
licher Weise entwarf der berühmte Hans Sachsforscher ein
Bild des Poeten, Meistersingers und Glanbensverfechters
Hans Sachs ... Für den Meistersinger Hans Sachs trat
der Festredner mit ehrlicher Wärme cin . . . Die form—
vollendete und gedankenreiche Rede, die von einer subjektiven
Auffassung und Begeisterung getragen war, fand lebhafte
Anerkennung.“
Der Festzug wird folgendermaßen geschildert:
„Der Festzug bot ein Bild mittelalterlichen Lebens,
mittelalterlicher Pracht, wie es in dieser charakteristischen Groß—
artigkeit sich nur an einem Orte, an welchem zahllose Stätten
an das Mittelalter mahnen, entfalten konnte. Von ganz be—
sonders hervorragender Schönheit war der von sechs Schimmeln
gezogene Wagen der Noris, dessen hinterer Aufbau einer duftigen“