Volltext: Albrecht Dürer

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Sweiunddreißigstes Kapitel. 
niemands Verlust wäre darum auch größer denn der meine. 
Dem Magister Philippus Melanchthon habe ich die Hand ge— 
drückt, da er bei seinem letzten Anwesen in Nürnberg sprach: 
„Albrecht Dürer hat unter den Künstlern seinesgleichen nicht, 
allein das ist das Größte nicht an ihm: höher noch als seinen 
Geist und seine Hand preis' ich sein Herz!‘““ 
„Er hat nicht zu viel gesagt“, meinte Herr Löffelholz. 
„Albrecht Dürer ist der beste Mann der Zeit. Wo ist eine 
Tugend, die nicht in ihm leuchtete? Doch warum tragen wir 
uns um seinetwillen mit so schweren, trüben Gedanken? Er hat 
der Jahre noch nicht siebenundfünfzig erfüllt, so wird die Natur 
des Siechtums wohl noch Meister werden.“ 
„Das gebe Gott“, seufzte Pirkheimer und wendete die Rede 
auf einen andern Gegenstand. — 
Dürer lag auf seinem Bette, matt und müd. Gestern 
abend hatte er noch an seinem Tisch gesessen und an seiner 
„Speise der Malerknaben“ geschrieben, am Morgen aber hatte 
er keine Lust in sich verspürt, das Lager zu verlassen. Er hatte 
über Nacht fast kein Auge zugethan und fühlte sich sehr an— 
gegriffen. 
Es war still in der Kammer, am Bett des Leidenden saß 
nur Frau Agnes. 
Dürer lag mit auf der Brust gefalteten Händen und hörte 
andächtig zu, wie ihm sein Weib aus Luthers Bibel das Lei— 
den des Erlösers nach dem Bericht des Evangelisten Johannes 
vorlas. 
Danach sprach er leise: „Das hat mir wohlgethan. O, 
welch ein hartes Lager hat man unserm Erlöser bereitet, und 
ich liege so weich! Wie hat ihm grausamer Hohn die Marter 
des Todes gemehrt, und an meinem Lager sitzt der milde Trost!
	        
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