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Die Schule darf das Vermittleramt im Dienste der allge—
meinen Bruderliebe üben, sie darf es vor Gott und vor der
Welt. Und es thut Not, daß die Lehrer dieser Aufgabe
sich wieder bewußt werden.““
Das Seminar in Nürnberg hatte, wie jeder Erstlingsversuch,
auch seine Mängel. Dahin rechne ich das Entbehren einer mit dem
Seminar verbundenen Musterschule, die Dürftigkeit an Apparaten und
Veranschaulichungsmitteln und den Ausschluß des Violinunterrichts. —
Dies kann dem Ruhme des Seminars, das bei allen Schülern durch
richtige Leitung der Charakter-Entwicklung einen guten Ein—
druck hinterlassen, bei den meisten den Trieb zu lebenslänglichem
Fortarbeiten auf dem Schulgebiete angeregt hat, deshalb keinen
Eintrag thun. Wer insbesondere die „Lebensregeln“, die uns in den
letzten Wochen aus väterlichem Munde mit auf den Weg gegeben
wurden, befolgte, der mochte sich später unserm lieben Büchner
noch zu verdoppeltem Danke verpflichtet fühlen. — Ich nenne die
Seminarzeit — die schönste Zeit meines Lebens!“
So erzählte uns Lutz — und wir sind ihm heute noch dank—
bar für das entrollte Bild aus fast vergessener Zeit.