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zu Stande. Wie ganz anders ist da das Bild, das Augs-
burg gewährt, sowohl was die strenge Formdurchführung
wie was die Zeit des ersten Auftauchens der Renaissance
betrifft. Schon in den achtziger Jahren des 15, Jahr-
hundert zeigen hier die Ornamente und Initialen eines
Buchdruckers, des Erhart Ratdolt, reinste Renaissance-
formen: sie sind direkt aus Italien importiert!). In den
Gemälden des älteren Hans Holbein sind einzelne formale
Renaissancespuren schon 1493 zu entdecken?); die Bücher-
illustration zeigt dann schon seit dem Beginn des Jahr-
hunderts besonders in den Werken Hans Burgkmairs, die
Neigung, strengste Renaissanceformen zu verwerten; Hans
Burgkmair meldet 1501 bei seiner Zunft einen Gesellen
‘Cafpar Streffo von Venedig geboren’ an®). Aus dieser Augs-
burger Sphäre geht dann der hervorragendste Vertreter nicht
der deutschen Renaissance, wohl: aber der Renaissance in
Deutschland, geht Hans Holbein der Jüngere hervor.
Dieser gründliche Unterschied zwischen Nürnberg und
Augsburg aber ist zunächst tief im Wesen der Entwicklung
begründet, die, die Reception des Humanismus hier und
dort genommen hat. Nichts erhellt die N ürnberger Eigenart
so sehr wie das Augsburger Gegenstück, auf das wir hier
zum Schluss nur noch hindeuten. In Nürnberg patrizisches
Regiment und daher langwierige schroffe Konservative
Opposition gegen den modernen Humanismus. In Augsburg
die demokratische Herrschaft der Zünfte und daher sofortiger
Anschluss der obersten Beamten an die neue Bildung.
Hier bethätigt sich in den fünfziger Jahren des fünfzehnten
Jahrhunderts nicht nur der Stadtarzt Hermann Schedel im
Sinne des Humanismus. neben ihm der Stadtschreiber
1) Muther, Die deutsche Bücherillustration 1 (1884), S, 41.
2) F. Stoedtner, Holbein d.Ä. Berl. Diss. 1896. S. 40.
83) Woltmann, Holbein. 2 Aufl. 1 (1874). 8. 39.