In Augsburg.
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Es war am Montag nach dem Tag Johannis des Täufers,
als Meister Dürer nach der kaiserlichen Pfalz beschieden ward.
Dem Künstler schlug das Herz laut in der Brust: er sollte
die Ehre haben, den zu malen, dem das ganze römische Reich
deutscher Nation gehorchte und für den er, als einen Lieb—
haber und Gönner der Kunst, noch ganz besondere Hochachtung
empfand.
Er trat mit seinem Geleitsmann in den Hof der Pfalz und
schritt durch die Menge der kaiserlichen Hofbeamten und Diener
in ihren goldstrotzenden Gewändern dem Portale zu. Die breite
Stiege hinan ging es durch einen Saal und durch diesen hin—
durch nach einem kleinen Stüblein, dessen Thür öffnete der Die—
ner und ließ den Meister eintreten — da stand derselbe vor der
kaiserlichen Majestät.
Wie er sich nun ehrerbietig neigte und seinen Gruß dar—
brachte, trat der Kaiser huldvoll auf ihn zu und reichte ihm die
Hand. „Seid mir willkommen, lieber Meister! Große Freude
ist es mir, den mit Augen zu sehen, der mir schon so viel
Ergötzung bereitet. Wollet denn alsbald ans Werk gehen und
der Welt den Kaiser Maximilianus im Bildnis zeigen.“
Damit setzte er das Sammetbarett auf, legte die Sommer—
schaube an und ließ sich auf einen Sessel nieder.
Dürer nahm ein Papier zur Hand und warf mit Kohle
das fast lebensgroße Brustbild des Kaisers darauf.
Es war noch keine Stunde vergangen, da neigte sich der
Künstler gegen den Kaiser und sprach seinen Dank aus, daß es
ihm vergönnt gewesen, den ersten Mann der Welt zu konterfeien.
Der Kaiser erhob sich im höchsten Erstaunen. „Wie, Ihr
habet Eure Sache allbereits vollendet?“
Er besah das Papier, da schaute ihn in genialer Ausfüh—
rung sein Bildnis an, so treu, so lebenswahr, daß ihm ein Ton