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vVierundzwanzigstes Kapitel.
Suppe versalzen. Die wahren Türken werden wohl in Italien
zu suchen sein.“
„Da Ihr des Luther Erwähnung thut“, fiel Dürer ein,
„ich bin begierig, ob seine Sache vor den Reichstag kommt.“
„Vor den Reichstag?“ erwiderte Spengler. „Wir haben
wohl andere Dinge genug zu handeln. Geschähe es aber den—
noch, ich bin gewiß, Kurfürst Friedrich von Sachsen würde sich
seines Landeskinds wohl annehmen, denn er demselben mit seiner
ganzen Gunst begegnet.“
Nun kamen die Herren in ein religiöses Gespräch, welches
sie dermaßen in Anspruch nahm, daß ihnen der lange Ritt gar
kurz erschien.
Im Thor von Augsburg trennten sie sich, indem ein jeder
seiner Herberge zuritt: Herr Kaspar Nützel zu dem Palast der
reichen Fugger, Herr Lazarus Spengler zu seinem Kollegen, dem
Stadtschreiber Konrad Peutinger und Meister Dürer zu dem
Augustinerkloster zu St. Ulrich.
Die Nürnberger Gesandten gehörten zu den ersten, welche
in Augsburg eintrafen. Von Tag zu Tag gab's nun neuen
Zuzug. Es kamen die deutschen Fürsten und Prälaten mit
ihrem Gefolge, alle in stattlichem Aufzug, und zuletzt die kaiser—
liche Majestät.
Am folgenden Tag versammelten sich nach angehörter Messe
die hohen Herren um den Kaiser in dem großen Saal der Pfalz,
und der Reichstag war eröffnet. —
Einige Zeit später kehrte Meister Dürer in gehobener Stim—
mung zum Kloster zurück und verkündete den Mönchen, daß er
übermorgen vor Sr. Majestät erscheinen solle, sein Bildnis zu
malen. Des freuten sich die Mönche von ganzem Herzen und
waren auf den Gast, mit dem sie schon vor den andern Ordens—
bruderschaften geprunkt hatten, noch um ein gut Teil stolzer. —