Des Sreundes Treue.
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dazu, daß des Krieges Ende nahe sei, sintemal der Kaiser sich,
wiewohl mit finsterm Mut, entschlossen habe, Frieden zu machen.“
„O sei willkommen, guter Bote!“ rief Dürer hoch erfreut
und drückte dem guten Götz die Hand. „Laß dich erquicken nach
der langen Wegfahrt, indes ich eile, der Frau Crescentia deine
Botschaft zu bringen.“
Er griff nach dem Barett und ging mit großen Schritten
dem Herrenmarkt zu.
Frau Crescentia saß eben, ihre beiden kleinen Töchter auf
dem Schoß, in der Kinderstube, als er eintrat. Auch zu ihrem
Ohr war bereits das Gerücht von dem neuen Mißgeschick des
kaiserlichen Heeres gedrungen, aber sie hatte die neu aufsteigen—
wollende Besorgnis überwunden durch die Erinnerung an das,
was sie von dem Meister Dürer vernommen. Da erschien dieser
nun selbst, und in jäher Angst fuhr ihr die Hand nach dem
Herzen. Was mochte er bringen? Aber auf seinem Antlitz
schimmerte durch den gewohnten Ernst ein Schein der Freude,
und diese Beobachtung benahm der Frau Crescentia den Schrecken
wieder.
Dürer neigte sich ehrerbietig und sprach: „Gott zum Gruß,
vielwerte Frau! Euer Ehegemahl ist seinem Vorhaben untreu
geworden und hat Botschaft gesendet, aber gute. Wohl ist es
wahr, was der Fahrende von dem Unglück der kaiserlichen
Waffen in der Stadt gemeldet, Eurem Eheherrn aber gehet es
wohl! Solches zeuget der Götz, der daheim von meiner Agnes
mit Speis und Trank erquicket wird.“
Frau Crescentia stand, nachdem sie die beiden Kinder fast
unsanft hatte zu Boden gleiten lassen, mit hochroten Wangen
vor Dürer, und rief, die Hände gen Himmel ausbreitend: „O ge—
lobet sei die heilige Jungfrau, die ich angerufen täglich, stünd—
lich! — Und was kündete er weiter, der Götz?“