Volltext: Albrecht Dürer

Des Sreundes Treue. 
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dazu, daß des Krieges Ende nahe sei, sintemal der Kaiser sich, 
wiewohl mit finsterm Mut, entschlossen habe, Frieden zu machen.“ 
„O sei willkommen, guter Bote!“ rief Dürer hoch erfreut 
und drückte dem guten Götz die Hand. „Laß dich erquicken nach 
der langen Wegfahrt, indes ich eile, der Frau Crescentia deine 
Botschaft zu bringen.“ 
Er griff nach dem Barett und ging mit großen Schritten 
dem Herrenmarkt zu. 
Frau Crescentia saß eben, ihre beiden kleinen Töchter auf 
dem Schoß, in der Kinderstube, als er eintrat. Auch zu ihrem 
Ohr war bereits das Gerücht von dem neuen Mißgeschick des 
kaiserlichen Heeres gedrungen, aber sie hatte die neu aufsteigen— 
wollende Besorgnis überwunden durch die Erinnerung an das, 
was sie von dem Meister Dürer vernommen. Da erschien dieser 
nun selbst, und in jäher Angst fuhr ihr die Hand nach dem 
Herzen. Was mochte er bringen? Aber auf seinem Antlitz 
schimmerte durch den gewohnten Ernst ein Schein der Freude, 
und diese Beobachtung benahm der Frau Crescentia den Schrecken 
wieder. 
Dürer neigte sich ehrerbietig und sprach: „Gott zum Gruß, 
vielwerte Frau! Euer Ehegemahl ist seinem Vorhaben untreu 
geworden und hat Botschaft gesendet, aber gute. Wohl ist es 
wahr, was der Fahrende von dem Unglück der kaiserlichen 
Waffen in der Stadt gemeldet, Eurem Eheherrn aber gehet es 
wohl! Solches zeuget der Götz, der daheim von meiner Agnes 
mit Speis und Trank erquicket wird.“ 
Frau Crescentia stand, nachdem sie die beiden Kinder fast 
unsanft hatte zu Boden gleiten lassen, mit hochroten Wangen 
vor Dürer, und rief, die Hände gen Himmel ausbreitend: „O ge— 
lobet sei die heilige Jungfrau, die ich angerufen täglich, stünd— 
lich! — Und was kündete er weiter, der Götz?“
	        
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