wie Hans Sachs selbst, vor der Macht der Wollust unermüdlich
warnt, ruht die innere Uebereinstimmung zwischen jener poe-
tischen Gestalt und unserem Dichter, darum wird der warnende
Narr Gengenbach’s bei Hans Sachs zum trewen Eckhart.
Nicht die mythische Heldengestalt ist es, die Hans Sachs
zu poetischer Wiedergabe reizt, sondern der allgemein mensch-
liche oder vom Standpunkt des sechzehnten Jahrhunderts aus
gesprochen der bürgerliche Charakter, den sie trägt. Der trewe
Eckhart ist die einzige unter allen Gestalten der Heldensage,
die wir durch die Dichtung des Hans Sachs dauernd verfolgen
können, sie ist überhaupt die Einzige, die ihrer Natur nach
unserm Dichter näher rücken. konnte.
Und so erscheint sie denn wieder in einem andern Fast-
nachtspiel, dem „fuerwitz mit dem Eckhart“ vom 12. Juli 1538,*)
(Goetze, Fastnachtsp. Bd. I No. 8; Keller-Goetze 7, 183 ff).
Es ist dies wiederum eine allegorische Dichtung, jugend-
licher Vorwitz und ruhigere Vernunft erscheinen personi-
ficiert, letztere als der „trewe Eckhart‘, und beide suchen einen
unerfahrenen Jüngling, der zum ersten Mal selbständig ins
Leben hinaustritt, einen bürgerlichen Hercules am Scheide-
wege, für eine Lebensführung in ihrem Sinne zu gewinnen.
Kine Gegenüberstellung der Figuren wie hier ist uns schon vom
„Teuerdank“ her bekannt, dieser hat ja auch einen „getrewen
1518 klag der vertrieben fraw keuschheit, Keller-Goetze 3, 382; 1518 von
der eygenschaft der lieb, Keller-Goetze 14, 12; aus späterer Zeit: Gespräch
fraw Ehr mit eim jüngling die wollust betreffend, Keller-Goetze 3, 418:
ein artzney der lieb für die jugendt u. s. f,
*) In den Fastnachtsp. Bd. I. Einl. s. V hatte Goetze das Jahr 1535
für die Abfassung unsres Spieles angesetzt, da es im Generalregister
vor der „Rockenstueben‘“ steht, welch letztere sicher ins Jahr 1535 ge-
hört. Das Spiel ist jedoch erst 1538 verfasst, und Goetze hat seine An-
nahme im Arch. f. Lit. Gesch. XI. s. 58 corrigiert, Wie nämlich das Register
des 5. Spruchbuches (Berlin) ausweist, stand der Eckhart mit dem fuerwitz
im 8. Spruchbuche bl. 407-15, bl. 415 folgte das letzte Sp. des dritten
Bandes: „die gulden mittelmässigkeit“, Keller-Goetze 3, 256-683 und
dieses ist datiert, vom 16. Juli 1538. Hierzu kommt noch, dass das
vierte Spruchbuch am 1. Januar 1539 beyonnen ward.