Volltext: Martin Behaim, der erd- und himmelskundige Seefahrer

434 
Thesenanschlag fast die ganze Nation ergriffen war, gesellte sich eine 
Aufregung in der politischen Welt, als nach Kaiser Maximilians Tode 
die Frage auftrat, wer jetzt Kaiser werden soll in Deutschland. Dem 
verstorbenen Kaiser war es auf dem Augsburger Reichstage 1518 
trotz aller Bemühungen und Geldaufwendungen nicht gelungen, die 
Reichsstände für die Wahl seines Enkels, Königs Karl von Spanien 
zu gewinnen. Jetzt, da es zur Entscheidung kommen mußte, traten 
drei Monarchen des Auslands: der spanisch- niederländische Habs— 
burger Karl, König Heinrich VIII. von England und König Franz J. 
von Frankreich als Bewerber um die deutsche Kaiserkrone auf. Der 
einzige deutsche Fürst, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, 
welchen die Wähler im Auge hatten, mochte von der deutschen „Dornen— 
krone“ nichts wissen. Der Engländer betrieb angesichts der großen 
Summen, welche für die Bestechung der deutschen Wahlfürsten 
erforderlich waren, seine Bewerbung ziemlich flau; um so hitziger 
aber der Franzose. Im Grund genommen war der ganze Vorgang 
eigentlich keine Wahl, sondern eine Versteigerung der Krone an den 
Meistbietenden. Monate lang durchschwärmten die Agenten der zwei 
Hauptbewerber das Reich und feilschten, einer den anderen über— 
bietend, mit den einzelnen Fürsten. An würdeloser Habgier übertraf 
alle seine fürstlichen Kollegen Kurfürst Joachim von Brandenburg; 
ihm zunächst dessen Bruder, Erzbischof Albrecht von Mainz. Im 
Ganzen hatte sichs Karl 850000 fl. kosten lassen, wovon 300000 fl. 
auf die drei geistlichen Kurfürsten Mainz, Köln, Trier und ihre Be— 
dientenschaften fielen. So schamlos ist noch keine Kaiserwahl betrieben 
worden und dabei prahlten die hohen Herren mit deutscher Ehre und 
deutschem Patriotismus. Der Papst stand und wühlte auf fran— 
zösischer Seite; den Ausschlag aber gab die Volksstimmung in Deutsch⸗ 
land. Durch den Humanismus älterer Schule war das deutsche 
Nationalbewußtsein geweckt und geschärft worden und es erschien dem 
deutschen Patriotismus unerträglich, daß ein Herrscher Frankreichs, 
des Landes, von welchem beständig Versuche auf Kürzung und Schädig⸗ 
ung Deutschlands ausgingen, künftig Gebieter in Deutschland sein 
solle. Besonders leidenschaftlich war die Erregung in der deutschen 
Ritterschaft. Durch die Agitation Franz von Sickingens und Anderer 
sollen vor dem Wahltag zwischen Mainz und Frankfurt über 30 000 
Mann (der englische Gesandte schrieb 46 000 Mann) bereit gestanden 
sein, um im Rotfall für Karl das Schwert zu ziehen. Dabei mag 
habsburgisches Geld auch seine Rolle gespielt haben. Die Fürsten 
waren, so berichteten die fremden Gesandten, in großer Bestürzung 
und Furcht vor dem Volke. Unter diesem Druck traten am 28. Juni 
1519 die Kurfürsten in der Bartholomäuskirche in Frankfurt zur 
hah 
uͤb 
dee 
ggeu 
usee 
DF 
ufen 
dutsch 
— 
fitel. 
bich 
iise, 
X 
yUlt 
n 
J 
X 
lent 
viVl 
hott 
hstẽ 
no 
M 
ir. 
def 
Pe 
b
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.