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Thesenanschlag fast die ganze Nation ergriffen war, gesellte sich eine
Aufregung in der politischen Welt, als nach Kaiser Maximilians Tode
die Frage auftrat, wer jetzt Kaiser werden soll in Deutschland. Dem
verstorbenen Kaiser war es auf dem Augsburger Reichstage 1518
trotz aller Bemühungen und Geldaufwendungen nicht gelungen, die
Reichsstände für die Wahl seines Enkels, Königs Karl von Spanien
zu gewinnen. Jetzt, da es zur Entscheidung kommen mußte, traten
drei Monarchen des Auslands: der spanisch- niederländische Habs—
burger Karl, König Heinrich VIII. von England und König Franz J.
von Frankreich als Bewerber um die deutsche Kaiserkrone auf. Der
einzige deutsche Fürst, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen,
welchen die Wähler im Auge hatten, mochte von der deutschen „Dornen—
krone“ nichts wissen. Der Engländer betrieb angesichts der großen
Summen, welche für die Bestechung der deutschen Wahlfürsten
erforderlich waren, seine Bewerbung ziemlich flau; um so hitziger
aber der Franzose. Im Grund genommen war der ganze Vorgang
eigentlich keine Wahl, sondern eine Versteigerung der Krone an den
Meistbietenden. Monate lang durchschwärmten die Agenten der zwei
Hauptbewerber das Reich und feilschten, einer den anderen über—
bietend, mit den einzelnen Fürsten. An würdeloser Habgier übertraf
alle seine fürstlichen Kollegen Kurfürst Joachim von Brandenburg;
ihm zunächst dessen Bruder, Erzbischof Albrecht von Mainz. Im
Ganzen hatte sichs Karl 850000 fl. kosten lassen, wovon 300000 fl.
auf die drei geistlichen Kurfürsten Mainz, Köln, Trier und ihre Be—
dientenschaften fielen. So schamlos ist noch keine Kaiserwahl betrieben
worden und dabei prahlten die hohen Herren mit deutscher Ehre und
deutschem Patriotismus. Der Papst stand und wühlte auf fran—
zösischer Seite; den Ausschlag aber gab die Volksstimmung in Deutsch⸗
land. Durch den Humanismus älterer Schule war das deutsche
Nationalbewußtsein geweckt und geschärft worden und es erschien dem
deutschen Patriotismus unerträglich, daß ein Herrscher Frankreichs,
des Landes, von welchem beständig Versuche auf Kürzung und Schädig⸗
ung Deutschlands ausgingen, künftig Gebieter in Deutschland sein
solle. Besonders leidenschaftlich war die Erregung in der deutschen
Ritterschaft. Durch die Agitation Franz von Sickingens und Anderer
sollen vor dem Wahltag zwischen Mainz und Frankfurt über 30 000
Mann (der englische Gesandte schrieb 46 000 Mann) bereit gestanden
sein, um im Rotfall für Karl das Schwert zu ziehen. Dabei mag
habsburgisches Geld auch seine Rolle gespielt haben. Die Fürsten
waren, so berichteten die fremden Gesandten, in großer Bestürzung
und Furcht vor dem Volke. Unter diesem Druck traten am 28. Juni
1519 die Kurfürsten in der Bartholomäuskirche in Frankfurt zur
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