Volltext: Der Heiligen Leben, Winterteil, 2. Teil – Nürnberg, STN; Cent. IV, 34

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„Eure Hand, Herr Junker, und merkt wohl, Ihr versprecht 
es nicht mir, sondern Eurer guten Frau Mutter, und ein Hundsfott, 
wenn Ihr das Versprechen nicht haltet. Bei Gott, ich stech' Euch 
vom Pferde herunter, wenn Ihr wortbrüchig werdet. Dann 
kann mich der Profoß gern abthun. Wenn mein Junker ehrlos 
würde, will ich auch nicht mehr leben.“ 
Der Alte sah Königsmark mit einem Blick wie aus Stahl 
in die Augen. Der wußte auch, Lund würde sein Wort halten, 
aber er zuckte mit keiner Wimper. Offen und ehrlich erwiderte 
er den Blick und drückte dem alten Freunde die Hand. 
„Ein Lump, wenn ich's nicht halte, Pehr. Aber keine Furcht, 
Dein Konrad wird nicht ehrlos!“ 
„Ich glaub's Dir, verzeiht, ich glaub's Euch, Herr Junker. 
Der Handel wäre fertig.“ Dann nestelte Lund langsam seinen 
Lederkoller auf und brachte behutsam ein Beutelchen zum Vor⸗ 
schein, durch dessen Maschen man ein hübsches Sümmchen in 
Gold flimmern sah. 
„Ihre Excellenz die Frau Mutter gab es mir, um Euch 
im höchsten Notfall unter die Arme greifen zu können. Zwar 
sollte ich dem jungen Burschen bei Leibe nicht gleich alles auf 
einmal geben, sondern nur nach Bedarf. Aber der Herr Kornett 
sind jetzt ein Mann und kein leichtsinniger Bube und Spieler 
mehr. Hier, nehmt das Ganze und haltet Haus. Dadurch dankt 
Ihr der Frau Mutter am besten für ihre Liebe und Güte.“ 
Einen Moment blieb Konrad mitten im Zimmer stehen 
und schluckte ganz eigentümlich, als würge er an einem zu 
großen Bissen. Dann platzte er heraus, während ihm das 
Wasser in die Augen trat: „O du liebe, gute Mutter! Heiliges 
Donnerwetter, Pehr, sage kein Wort weiter, sonst heule ich wie 
ein Frauenzimmer. Der Schwarze soll mich reiten, das habe 
ich leichtsinniger Vatron nicht verdient.“ 
„Wenn der Herr Junker sich nun noch das infame, gottlose 
und niederträchtige Fluchen abgewöhnen wollten, dann würde die 
Frau Mutter eine wahre Freude an Ihnen haben. Zum 
Schockschwerenot, es ist ja gar nicht so schwer. Den rechten 
Willen freilich muß man haben,“ fügte Lund würdevoll hinzu. 
Konrad wandte sich ab, um dem Alten unter Thränen nicht 
ins Gesicht zu lachen, und verbarg das Geld von der Mutter 
dabei in seinem Wams.
	        
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