Volltext: Hans Sachs

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Darin er dir fein Worte 
dat wieder aufgeton, 
aß man an manchem Orte 
Rlärlich verkünden Horte 
ar teuticher Nation. 
Bisweilen auch, wenn ihm die Bruft zu voll war, 
ließ er die Arbeit ruhen oder ftahl fich gar aus der dumpfen 
Werkitätte, wo ihm daS eintönige Hämmern der Gefellen 
in feinem Nachdenken jtörte, in das tIraute VBorderftübchen. 
Da faß er dann, noch mit dem Schurzfell umgürtet, 
im bequemen Sorgftuhl und fuchte feine Gefühle und Ge: 
danken in gebundener Rede auszudrücken. 
Auf feinem Antlig prägt fih Ernft, gepaart mit Milde 
au3; feine Augen Augen find der Spiegel feiner reinen 
Seele. Rings um ihm liegen Fokianten und Bücher; aber 
am meiften {haut er in die heilige Schrift, die vor ihm 
aufgefchlagen liegt. Dann finnt er nach oder zählt die 
Silben an den Fingern. Endlich ift es ihm gelungen; er 
fat, was ihn bewegt, in eine zierlidHe poetifche Form ge: 
bracht. Nım fchreibt er mit feiner fAweren, arbeitgewohnten 
Hand die VBerje in großer Schrift auf ein Blatt Papier. 
Doch mitten in diefer Befchäftigung wird er durch einen 
Kunden geftört, dem er ein Paar Stiefel anmeffen Joll; 
oder feine Gattin JqHilt in dem Kramladen, der auf der anz 
dern Seite des FJlurs liegt, die Magd, weil fie einen Käufer 
nicht dienfteifrig genug bedient Habe. 
Srau Kunigunde war nämlich wohl ein frifches, Hhüb- 
[des Weibchen, das fich gar ftattlidH ausnahm, wenn fie 
Sonntags mit ihrem Hans zur Kirche ging, den wir Kaum 
mieder erkennen, wie er in jeiner Schaube von feinem Tuch 
mit weißer Halskraufe, das Iodige Haar wohl geftrählt, 
gar bebachtjam daher fchreitet. Auch fromm und arbeit- 
jam mar GHanfens Gattin; fie hielt Ordnung in Haus 
und ram, in Küche und Keller und forgte getreu 
für ihres Chegefponfes leiblihes Wohl. Yndefjen war fie 
aud) leicht zum Zorn geneigt. Das deutet Hans Sach3 in 
dem Gedichte: „,‚DasZ3Z hitterfüß ehelich Leben“ an. in
	        
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