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Darin er dir fein Worte
dat wieder aufgeton,
aß man an manchem Orte
Rlärlich verkünden Horte
ar teuticher Nation.
Bisweilen auch, wenn ihm die Bruft zu voll war,
ließ er die Arbeit ruhen oder ftahl fich gar aus der dumpfen
Werkitätte, wo ihm daS eintönige Hämmern der Gefellen
in feinem Nachdenken jtörte, in das tIraute VBorderftübchen.
Da faß er dann, noch mit dem Schurzfell umgürtet,
im bequemen Sorgftuhl und fuchte feine Gefühle und Ge:
danken in gebundener Rede auszudrücken.
Auf feinem Antlig prägt fih Ernft, gepaart mit Milde
au3; feine Augen Augen find der Spiegel feiner reinen
Seele. Rings um ihm liegen Fokianten und Bücher; aber
am meiften {haut er in die heilige Schrift, die vor ihm
aufgefchlagen liegt. Dann finnt er nach oder zählt die
Silben an den Fingern. Endlich ift es ihm gelungen; er
fat, was ihn bewegt, in eine zierlidHe poetifche Form ge:
bracht. Nım fchreibt er mit feiner fAweren, arbeitgewohnten
Hand die VBerje in großer Schrift auf ein Blatt Papier.
Doch mitten in diefer Befchäftigung wird er durch einen
Kunden geftört, dem er ein Paar Stiefel anmeffen Joll;
oder feine Gattin JqHilt in dem Kramladen, der auf der anz
dern Seite des FJlurs liegt, die Magd, weil fie einen Käufer
nicht dienfteifrig genug bedient Habe.
Srau Kunigunde war nämlich wohl ein frifches, Hhüb-
[des Weibchen, das fich gar ftattlidH ausnahm, wenn fie
Sonntags mit ihrem Hans zur Kirche ging, den wir Kaum
mieder erkennen, wie er in jeiner Schaube von feinem Tuch
mit weißer Halskraufe, das Iodige Haar wohl geftrählt,
gar bebachtjam daher fchreitet. Auch fromm und arbeit-
jam mar GHanfens Gattin; fie hielt Ordnung in Haus
und ram, in Küche und Keller und forgte getreu
für ihres Chegefponfes leiblihes Wohl. Yndefjen war fie
aud) leicht zum Zorn geneigt. Das deutet Hans Sach3 in
dem Gedichte: „,‚DasZ3Z hitterfüß ehelich Leben“ an. in