Volltext: Die Zinnmalerinnen in Nürnberg und Fürth

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Ausdehnung der Arbeitszeit bei Kindern von 8 bis 9 Sahren ijt durchaus 
nicht felten. Megelmäßig werden der fchulfreie Mittwoch und Samstag 
Nachmittag zur Arbeit ausgenüßt, währeud fie der Srholung und freien 
Bewegung der Kinder dienen follen. 
Auch am Sonntag Vormittag und fogar Nachmittag merden Häufig 
die Kinder zur Arbeit angehalten. Von pädagogifcher Seite!, welche im 
allgemeinen bie Vermendung von Kindern zur gewerbliden Arbeit billigt, 
wenn biefe Die Kräfte des Kindes nicht überfteigt, nicht geifttötend wirft, 
und nicht übermäßig lange ausgedehnt wird, wird als Höchftmaß für die 
Arbeitsbauer der Kinderarbeit die Beit von 3 bis 4 Stunden täglich ge- 
Itattet. Diefe Marximalgrenze wird jedoch in Nürnberg und Fürth von den 
mit 3Zinnmalen befdhäftigten Kindern, die im Alter von 6 und 7 Sahren 
itehen, nur in feltenen Fällen nicht überfhritten, gefmweige denn, daß fie 
von 12- und 13jährigen eingehalten werden mürde. Rechnet man eine 
Fünfjtündige Unterrichtszeit, fo ergiebt fich für Die oben genannten 8—9- 
jährigen Knaben eine tägliche Arbeitszeit von 13 Stunden! Diefe Arbeits: 
zeit wird vielleicht gar in der notwendiaften Sefhäftszeit noch gefteigert. 
Man Kann nicht felten hören, daß die Angabe der Arbeitsdauer hei 
GHeimarbeiterinnen in einer Anzahl von Stunden zu einem falfhen Urteile 
führe, da die Frauen nicht intenfiv arbeiteten. Sie benußten jede Gelegen- 
heit, um an8 Fenfter zu fpringen, oder auf die Straße zu laufen, oder mit 
der Nachbarin zu fhwäßen. Das mag für einzelne Frauen zutreffen, bei 
welden das Bedürfnis der Heimarbeit kein großesS ift, bei dem größten 
Teile aber trifft e& nicht zu. Vor der Vergeudung der Zeit fhüßt fie Ichon 
das Stüclohnfyftem; wenn eine Frau ein beftimmtes Quantum Arbeit 
fertig bringen will und vergeudet am Tage ihre Zeit, fo muß fie die Nacht 
nehmen, fo daß fie e& wohl vorzieht, mit ihrer Beit fparfam umzugehen. 
Man kann im Gegenfaße zu jener Behauptung die Intenfität der Arbeit 
518 zu einem Grade oft geiteigert finden, der in der Werkitätte kaum mög: 
lid wäre; e8 wird jede Minute zum BHinnmalen ausgenüßt, die Hausarbeit 
wird vernachläffigt, und häufig legen die Frauen kaum mährend des Siiens 
die Mrbeit aus der Hand. 
2. Der Arbeitsverdienit, 
Das Lohnfyftem beim Zinnmalen ift das Stüclohnfyftem. €3 wird 
gezahlt nach der Rahl der bearbeiteten Stücke oder auch nach dem Wemichte 
* Otto Janfke, Die Schäden der gewerblichen und Jandwirtfchaftlichen Kinder- 
arbeit für die YJugenderziehung. Bäbagoaifhes Magazin. Herausgegeben v. Kriedr. 
Diann. Lanaenfalka. S& 98
	        
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