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freudig die Notiz Güttels an Spalatin, daß alle jene
folgenschweren Entscheidungen auf einstimmigen Beschluß
aller Väter erfolgt sind. 1u2) Selbst ein Held und andere
anfänglich andersgesinnte Glieder hatten sich der Gewalt
der biblischen und moralischen Gründe nicht verschließen
können und einmütig jenes Programm erlassen, das einen
der wichtigsten Wendepunkte in der Kirchengeschichte des sech—
zehnten Jahrhunderts bezeichnet. Auf Lincks Schultern
lastete natürlich der nunmehr heraufbeschworene Widerstand
der Romanisten am schwersten: man forderte die Seelen der
Irregeleiteten von ihm zurück und machte ihn für die un—
ausbleiblichen Ausschreitungen wigestümer und fleischlicher
Naturen verantwortlich. Man klagte ihn beim Kaiser an
und verketzerte ihn in den Reihen der Mönche und rö—
mischen Heuchler.!u5) Aber das beirrte den großen, sitten—
reinen Reformator nicht, sein Gewissen fühlte sich frei und
irdische Marter hatten für den in Christo Seligen ihre
Schrecken verloren. Wemn wir ihn die Nachricht von
Heinrich von Zütphens Märtyrertod mit den an Spalatin
gerichteten Worten aufnehmen hören: „Ich freue mich,
daß Heinrich von Zütphen einen so kostbaren Tod empfangen
hat. Ich empfinde Schmerz über mich elendes Menschen⸗
kind, daß ich nichts für Christo leide“, 11u9) .so können wir
ermessen, was Kerker und Scheiterhaufen für diesen Mann
bedeuteten.
Die Freude der Martinianer über jenes Kapitel war
natürlich eine große 116) und CLuther schrieb an den General—
vikar die denkwürdigen Worte: „Wunderbar hat mir die
Denkschrift Eurer Synode gefallen. Niemals scheint der
heilige Geist auf einer Mönchssynode gewirkt zu haben
außer auf dieser. Ich hoffe, daß der Herr angefangen.