Volltext: Bis zur reformatorischen Thätigkeit in Altenburg (Band 1)

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Hans Sachs. 
Am Rang mir noch zuvor — seit vierzehn Jahren 
Sitzt er zu Augsburg an dem Ratsherrntisch. 
Kunigunde. Und schläft vielleicht dabei! 
Steffen. Das weiß ich nicht; 
Es ist genug mir, daß dabei er sitzt, 
Denn dieses Sitzen giebt ihm seinen Rang. 
(Halblaut und wichtig.) 
Auch hat er mir versichert auf sein Wort, 
Er sei ein Dichter, welchem keiner gleicht. 
Kunigunde. Und ich versichr' Euch, er ist mir fatal. 
Seid doch nicht ungerecht; kennt Ihr denn schon 
Den Mann, den ich mir ausgesucht, wißt Ihr, 
Ob er nicht mehr — weit mehr als Runge sei? 
Wenn auch nicht grade, was den Stand betrifft; 
Was ist ein Ratsherr denn so Großes auch? 
Ein Herr, der raten soll — das kann ich auch; 
So rat ich Euch zum Beispiel: auf der Stelle 
Schickt Runge fort und gebt mir den Geliebten. 
Steffen (forschend). 
Wer ist er denn so eigentlich, der Herr? 
Runigunde. Er ist verständig, reich — treibt eine Kunst, 
Der Ihr sehr zugethan — 
Steffen. Allein der Stand? 
Der Stand? 
Runigunde (nach einigem Zögern). Ja, Vater, seht, das ist 
Noch ein Geheimnis, das er selber Euch 
Enthüllen soll — ich hab ihn herbestellt, 
Er wird im Augenblicke da sein; seht ihn nur, 
Doch als ein guter Vater — er versprach mir, 
Sich ganz Euch zu entdecken — Väterchen, 
Ich sag nichts weiter — doch Ihr werdet sehn, 
Ihr kennt mich ja — etwas Gemeines hab ich, 
Das dürft Ihr glauben, mir nicht ausgesucht. 
(Sie faßt ihn schmeichelnd am Kinn.) 
Versprecht es mir, ihn freundlich aufzunehmen, 
Wenn Ihr ihn würdig haltet meiner Hand; 
Wenn dies der Fall nicht ist, begehr ich nichts. 
Steffen. Wenn nur mein Wort nicht wäre. 
Kunigunde. Ist mein Glück 
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