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des Begriffes der Buße, die Betonung der durch den
Glauben an Gottes Wort und an seine nicht zu verdienende
Gnade bedingten Heilsaneignung, die Hervorhebung des
persönlichen Gewissens in diesen Predigten sind Errungen—
schaften des nürnberger Augustiners, welche die Schriften
seines wittenberger Freundes in erster Linie gefördert haben.
Wie Luther von der freien Gnade, von dem alleinseligmachen—
den Glauben, von der inneren Buße, von der Verdienstlichkeit
und der Macht der Heiligen, von der geistlichen Art des
Lhristen in seinen Schriften, insbesondere in dem Sermon
oon Ablaß und Gnade, in den Resolutionen zu den 95
Thesen und in den Asterisken gehandelt hatte, so stehen auch
bei Linck diese Dinge ganz im Vordergrunde seiner Sermone.
Wir haben die mystische Art Lincks in der Eselspredigt
kennen gelernt, Luthers Vorrede zu „Ein deutsch Theologia“
ist auch auf diese Seite Linckscher Anschauungsweise nicht
ohne Einfluß geblieben. Wir wollen des nürnberger
Augustiners Standpunkt in diesen Predigten kurz durch seine
eigenen Worte zu skizzieren und die Berührungspunkte
desselben mit Luther, wie seine von Luther abweichenden,
teils mehr, teils weniger auf dem Boden der mittelalterlichen
Uirche stehenden Positionen darzulegen versuchen.
Luther stützte seine Lehre von der freien Gnade auf
den Kirchenvater Augustin, auch Linck giebt diesen als erste
Quelle im Eingang seiner Predigten an. Aber die Cutherische
heilslehre war damals keineswegs mehr die augustinische.
So hat sich auch Lincks Anschauungsweise unbewußt über
seinen angegebenen Gewährsmann hinausbewegt, wiewohl
er sich noch keineswegs zu Cuther hindurchgerungen hat.
„Aus purer, lauterer Gnade erwählt Gott die Seinen“,
lautet es im 6. Sermon. „Deshalben ist eine verkehrte