Volltext: Kaspar Hauser

vor vier Jahren, zumal wenn er ein so mysteriöses Schrift— 
stück, wie den an Ort und Stelle gefundenen Zettel, beifügte. 
Mit Sicherheit konnte er darauf rechnen, fortan mit noch 
weit mehr Liebe und Sorgfalt behütet zu werden und auch, 
was nicht gänzlich zu übersehen ist, lange Zeit, vielleicht nie 
wieder in seinem Leben arbeiten zu müssen. So brachte er 
sich denn den Stich bei, der gegen seinen Willen tötlich wurde. 
Ich gebe zu, daß es nicht leicht ist, sich derartig zu 
verwunden. Aber wenn man bedenkt, was für Hauser auf 
dem Spiele stand, so wird man begreifen, daß er die aller⸗ 
äußerste Kraft und Energie dabei anwandte. Der Sektions⸗ 
befund schließt den Selbstmord nicht geradezu aus. Nach 
empfangenem Stiche ging er noch einige tausend Schritte, 
erst in Meyer's Haus, daun mit Meyer in der Richtung 
nach dem Schloßgarten, ein Umstand, der auch Fuhrmann's 
Verwunderung erregt. Wenn er nun aber von einem andern 
ganz unerwartet verwundet wurde, so war anzunehmen, daß 
schon der Schreck hierüber seine Kraft völlig lähmte, daß er 
sich vielleicht bis zur nächsten menschlichen Wohnung schleppte, 
aber nicht, daß er noch so weite Wege zurücklegte, namentlich 
den letzten gänzlich zwecklosen von Meyer's Haus nach dem 
Schloßgarten zu. Die Thatsache, daß keine Mordwaffe ge— 
funden wurde, spricht für seine Aussage. Wenn er aber die 
Kraft hatte, noch so weit zu gehen, so hatte er sie auch noch 
dazu, den Stahl in ein Gewässer zu schleudern, ihn in einem 
hohlen Baume, einem Mausloche u. dergl. zu bergen. Nie— 
mand kann wissen, ob nicht nach Jahr und Tag, als die 
Untersuchung über den Mord längst eine lässige geworden 
war, im Garten eine verrostete Klinge gefunden und achtlos 
bei Seite geworfen worden ist. Was an der vielgehörten 
Erzählung Wahres ist, im Schnee seien am Orte des Ver⸗ 
brechens gleich darauf die Fußtapfen nur eines Mannes, 
Kaspar's, gefunden worden, läßt sich leider nicht mehr fest—
	        
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