Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit 
die gesamten Zufuhren an Butter an sich zieht, sie ausformt und an insgesamt 500 Verkaufs— 
stellen austeilt, die ihrerseits die Verteilung an die Verbraucher nach dem Kundenzwang 
besorgen. Die vom Stadtmagistrat selbst vorgenommene Auswahl der Butterverkaufsstellen 
hat sich nur unter großen Schwierigkeiten vollziehen lassen. Die im Herbst erfolgte reichs— 
gesetzliche Neuregelung der gesamten Fettversorgung unter Verbindung mit der Milchversorgung 
machte die Umgestaltung der Butterverteilungsstelle zu einer Fettverteilungsstelle und deren 
organische Verbindung mit der Milchversorgung der Stadt und der Angliederung an das 
Milchreferat notwendig. 
Im April erfolgte die reichsgesetzliche Regelung des Zuckerverbrauchs. Sie 
führte eine umfangreiche kommunale Regelung herbei. Die Beschaffung und Verteilung des 
Zuckers, welche durch den hiesigen Groß- und Kleinhandel geschieht, übernahm die Volks— 
ernährungsgesellschaft; die Verteilung an die Verbraucher wurde dem Kundenzwang unter— 
worfen. Mit Rücksicht auf die bei der Auswahl der Butterverteilungsgeschäfte gemachten 
Erfahrungen sah man von einer amtlichen Beschränkung der Verkaufsstellen ab und ließ 
alle bisherigen Geschäfte als Abgabestellen zu. Die Folge war ein allgemeiner Kundenfang 
und eine große Anzahl Doppeleintragungen in die Kundenlisten, so daß diese nach dem 
Abschluß rund 30000 Köpfe mehr aufwiesen, als die Einwohnerzahl betrug. Nach der mit 
bviel Arbeit verbundenen Berichtigung der Kundenlisten ist nun ein geordneter Vollzug in der 
Zuckerverteilung gesichert, wenngleich sich auch im Verlauf des Sommers wiederholte Stockungen 
durch Verspätung in der Fabrikzufuhr bemerkbar machten. Im Spätsommer wurde als 
Sonderzuteilung 1 6 Einmachzucker auf den Kopf der Bevölkerung abgegeben. 
Im April erfolgte auch die erste Regelung des Verkehrs mit Seife und Wasch— 
mitteln, welche im Vollzuge viel Arbeit verursachte. 
Inzwischen hatten sich die Aufgaben des Referates so gemehrt, daß sie mit dem vor— 
handenen Personal und in den verfügbaren Räumen auf die Dauer nicht bewältigt werden 
konnten. Da die Volksernährungsgesellschaft mehr und mehr von einer Einkaufsgesellschaft 
zu einer Verteilungsstelle wurde, nahm der Verkehr zwischen dieser und dem Referat außer— 
ordentlich zu, war aber durch die weite räumliche Entfernung zwischen den beiden sehr erschwert. 
Diese Erwägungen führten zur Errichtung des städtischen Lebensmittelamts, das zusammen 
mit der Nürnberg-Fürther Gesellschaft für Volksernährung in dem unbezogenen ersten Stockwerk 
des Sparkassenneubaues, Außere Laufer Gasse 25, untergebracht wurde. Das Amt hat am 
26. Juni mit 2 Juristen, 2 mittleren Beamten und 5 Aushilfskräften zu arbeiten begonnen; 
2 weitere Juristen wurden kurz darauf eingestellt und das Personal fortlaufend vermehrt. 
Es besteht nunmehr aus 4 rechtskundigen Referenten und 9 mittleren städtischen Beamten, 
11 männlichen, 14 weiblichen Aushilfskräften und 2 ehrenamtlich tätigen Bürgern, insgesamt 
also aus 40 Personen. Die erste größere Arbeit war die Anlegung und Verarbeitung eines 
Katasters der Lebensmittelgeschäfte, der die Grundlage für die neuanzuordnende Waren— 
verteilung und die Einführung des Kundenzwanges bildete. Nach umfangreichen Vorarbeiten 
wurde mit Erlaß der städtischen Verordnung vom 5. August ein Lebensmittelbuch 
eingeführt und der Kundenzwang für die hauptsächlichsten Lebensmittel, nämlich Fleisch 
und Fleischwaren, Eier, Käse, Teigwaren und Hülsenfrüchte, angeordnet. Der Kundenzwang 
kam vom 2. bezw. 9. Oktober an zur Durchführung, 
Neue Geschäftsaufgaben erwuchsen demLebensmittelamt, als ihm, gemäß der Bundesrats— 
verordnung vom 24. Juni über den Handel mit Lebens- und Futtermitteln und zur Bekämpfung 
des Kettenhandels, die Zulassungsstelle für den Großhandel mit Lebens— 
und Futtermitteln angegliedert wurde. Die Zulassungsstelle hat in 43 mehrstündigen 
Sitzungen rund 800 Gesuche verbeschieden. Der Vollzug der Beschlüsse und die sich mehrenden 
polizeilichen Arbeiten wegen Ebertretung der verschiedenen Lebensmittelvorschriften, Wucher— 
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