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walt, da reißt der Klingeldraht ab. — Ich rufe: „Lena!“
wie verzweifelt — alles todtenstill im Hause. — Krasse Ge—
danten deigen in mir auf — Moörder, Räuber — gewiß die
arme Lene mit abgeschnittenem Halse — geschwind zum Schlos—
ser. Den hole ich selbst. Die Zeit bis er sich anzieht, bis er
seine Dietriche findet, bis er gemächlich mir, dem Vorauseilen—
den, folgt, dem er gutmüthig eine Nachtmütze aufgestülpt hat,
als er die mangelnde Kopfbedeckung bemerkte, wird mir zur
halben Ewigkeit.
Das Schloß war gleich aufgesperrt, ich stürze in die Zim—
mer, Alles in der schönsten Ordnung oder Unordnung, wie es
verlassen war. Der Operngucker lag ruhig in der Schublade,
aber keine Len e im ganzen Hause, weder todt noch leben—
dig. Da hoͤr ich den Schlüssel das Hausthür- Schloß sper—
ren. Ich springe an's Fenster, schaue hinunter — die Lene
ist's: leibhaftig mit der Wasserb utte auf dem Rücken. Sie
war am schönen Brunnen gewesen und hatte sich mit einer
seelen- und standesverwandten Freundin, der sie ja so viel von
den noch nie gesehenen Herrlichkeiten des Tags zu erzählen
hatte, ein wenig verplaudert. — Was konnte ich denn der mich
Anstarrenden, die mich eher an allen anderen Orten, als jetzt
zu Hause erwartet hätte, viel sagen? — Mit dem ——
guͤcker in der erhobnen Rechten und unter der Drohung sie
augenblicklich fortzujagen, wenn sie das Haus in so unverant—
wortliche Weise wieder im Stiche ließe, stürmte ich, trotz Schnee—
gestöber und schlechter Gasbeleuchtung in den Straßen, durch
dick und dünn in die finstre Nacht hinaus zum goldnen Adler.
Zu rechter Zeit fiel mir noch auf der Treppe die Nachtmütze